Buñuel dabei zuzusehen, wie er sich am Katholizismus abarbeitet, ist 40 Jahre nach der Premiere von »Viridiana« immer noch ein Heidenspaß.
Wenn Luis Buñuel einen Heidenspaß macht, dann ist der auch als solcher zu verstehen. »Viridiana« aus 1961 ist das beste Beispiel dafür. Der alte spanische Meister des surrealen und satirisch bitterbösen Kinos arbeitete sich hier ausgiebig an der Katholischen Kirche ab. Christliche Heilsversprechen und Bemühungen um Nächstenliebe treffen auf die Abgründe des unberechenbaren Menschen. Legendär sind die ausgiebig gezeigten langen Beine von Silvia Binal, die hier eine angehende Nonne spielt, oder das rauschende Finale, bei dem eine Horde Mittelloser das letzte Abendmahl nachstellt und in ein rauschendes Fest verwandelt. Zum Schluss brennt sogar eine Dornenkrone in Großaufnahme, während ein Chor Halleluja singt. »Viridiana« ist ein großer grotesker Spaß der Filmgeschichte, nicht nur für Heiden.