Shoegaze ist die schönste Musik der Welt. Wer diesen Glauben teilt, wird mit der Band Tammar wunderbare Stunden verbringen.
Shoegaze ist die schönste Musik der Welt. Punkt. Wer diesen Glauben teilt, wird mit der Band Tammar wunderbare Stunden verbringen. Die Gruppe hat sich einem psychedelischen, drone-lastigen Wall-Of-Sound Klangkörper verschrieben, der eigentlich alles andere als neu ist. Der Großartigkeit ihrer Musik tut dies trotzdem keinen Abbruch. Denn “Visits“, das Debütalbum der fünfköpfigen Band aus Indiana, klingt nach einem Konglomerat der schönsten Shoegaze-Platten der Welt.
Die ätherische Verträumtheit von Galaxie 500 trifft hier auf den manischen Lysergsäurediethylamid-Krawall von Spacemen 3 und der new wavigen Gitarrenwand-Melancholie der frühen Ride. Was dabei entsteht, sind hypnotisch-dissoziative Kopfkino-Soundtracks wie “Heavy Tonight“, “Summer Fun“, “Yung Jun“ oder “Arrows Underwater“. Gitarrenspuren werden übereinander gelegt, als ob Tsunami-Wellen aus den Lautsprechern bersten würden. Snare-Drums und elektronischer Drone-Wirbel kreieren einen ausufernden Songnebel, unter dem die Stimme von Sänger David Walter unverständlich kryptische Lyrics mit eindringlichem Tiefgesang säuselt.
Tammar spielen sich ihre Melodien so dringlich und episch aus den Händen, das man Angst hat, das dies alles in einer Explosion aus Pathos und Kitsch auseinander bricht. Nur tut es das nicht. Alles auf “Visits“ ist groß angelegt – und klingt auch so. Es ist ein fiebriger, majestätischer Layer-Sound, der sich aufbaut, kollabiert und immer wieder in manischer Größe erhebt. Das alles ist so schön, das ich “Visits“ am liebsten als zeitlich etwas zu spät kommenden Enkel ins Archiv der schönsten Shoegaze-Platten der Welt mit aufnehmen möchte. Husch, ins Musikregal mit dir, du wunderliches Album!
