Schnaak kommen daher wie eine gewöhnliche Indie-Band, verlegen sich dann aber lieber auf eine neurotisch-aufmüpfige Agonie-Kollision.
Dass Matthias Jähnig und Johannes Döpping aka. Schnaak wahnsinnig sind, haben sie bereits auf ihrer ersten Platte „Women On Ships Are Bad Luck“ bewiesen. Jetzt, mit dem zweiten Album, zeigen die beiden erneut, dass sie nichts dazu lernen wollen und nicht die leiseste Ahnung vom Erwachsenwerden haben. Das ist, beim ersten Durchhören der Platte, auch gut so. „Wake Up Colossus“, ein komplett ungestümes, wildgewordenes und kompromissloses Noise-Album, ein zweites Mal in den Player zu schmeißen, überlegt man sich vorerst. Man wartet besser ein wenig.
Mit der ersten Nummer „Birds And Grains” gaukeln einem Schnaak zu Beginn noch die nette Indie-Band von Nebenan vor. Doch schon bald wird eines klar: Hierbei hat man es mit dem Leibhaftigen zu tun. Zumindest einer akustischen Version davon. Schrammelnd besessene Gitarren, unaussprechlich verwirrte Bässe und weit und breit keine Harmonie. „Whoop Whoop“ erinnert mit repetitiv beschwörenden Fuzz-Gitarren und kompletter Noise-Unzurechnungsfähigkeit an eine drastisch herunter gebremste Version von Arab on Radar’s „Vatican Is Up To Bet Again“. Generell ist das ganze Album durchwachsen von Arab On Radar-typischer Geisteskrankheit/Geistesgröße.
Es ist ganz augenscheinlich, dass sich die beiden, als sie das Album geschrieben haben, Diamentralität als oberste Prämisse gesetzt haben. Bloß nicht der normalen musikalischen Verfahrensweise ins Netz gehen. Schnaak schaffen es genau dann, wenn man sich in Sicherheit wiegt und einen Song zu verstehen glaubt, alles kurz und klein zu hacken um es dann möglichst verschroben wiederzugeben und versetzen uns damit den akustischen Gnadenstoß.
Auf Dauer ist das nicht nur irritierend, sondern auch wahnsinnig anstrengend. Eine mehr als abgefahrene dreiviertel Stunde und ein Exkurs in die Abgründe der menschlichen Seele. Freunden von Bublegum-Pop sei geraten: Lasst die Finger von Schnaak.