Sepiafarbene Klavierwolken, brüchige Beats und frostig-mythischer Komponisten-Pop: Das Solodebüt von Sóley Stefánsdóttir riecht förmlich nach Island.
Sepiafarbene Klavierwolken, brüchige Beats, sehnsüchtiger Komponisten-Pop in zaghaftem Galopp: So klingt “We Sink“, das Solodebüt von Seabear‘s Sóley Stefánsdóttir. Die zarte Isländerin zeigt sich dabei nicht nur am Plattencover in ähnlicher Pose wie der Vorzeige-Landsmann Jonsì auf dessen 2011er-Meisterwerk “Go“. Überhaupt ist die Richtung, in die es geht, von Anfang an klar. Falls man die mystische Insel hoch oben im Norden einmal in musikalische Pole unterteilen, den Nordpol Sigur Ros-Pol und den Süden Björk-Pol nennen würde – dann würde Sòley ganz Stark in Richtung Nordpol ausschlagen. Die Mittzwanzigerin schreibt Geschichten über das Leben im Wunderland, welche musikalisch in ein fast schon typisch anmutendes Iceland-Sound-Konzept überführt wurden: Es klingt frostig, mythisch und ätherisch. Elfenalarm!
“He sleeps with his eyes open. He was so sad last night in this hous out there.“, singt Sòley mit im Opener “I‘ll Drown“. Die Schüchternheit des Gesangs erinnert an Beth Gibbons. “Smashed Birds“ trällert sehr folkig entgegen: Wäre da nicht dieser isländische Akzent, kämen Americana-Assoziationen auf. “And Leave“ stampft monolithisch ins Dunkle. Hat man die Höhle verlassen, führt der Weg über “Blue Leaves“ zurück ins Spätsommerlicht. “Fight Them Soft“ besticht durch angehauchten Barjazz und Swing-Elemente.
Wirklich großartig allerdings das Ende der Platte: Der Zweiteiler “The Sun Is Going Down“ ist eine fragil schöne Folklore, die zudem auch die Stärken der Musikerin exakt verortet: Die großartigen Momente von „We Sink“ sind nicht die, in denen Solèy das ätherische Himmelsplätschern ihrer musikalischen Nachbarn nachspielt, sondern jene, in denen sie – ganz auf ihre Stimme und leise Instrumentierung reduziert – eine persönliche, erdverbundene Note erzeugt.
