Sigrid Neudecker ist zu Recht eine bekannte und gern gelesene Journalistin.
Ihr Sexblog auf blog.zeit.de/sex ist immer wieder ein wunderbar humorvoller Ort, um auf menschliche, mediale und produkttechnische Irrungen zum Thema Sex zu stoßen. Nun hat sie ein Buch geschrieben, dass dringend notwendig war. Mit dem „Mythos vom perfekten Sex“ – so der Untertitel – gilt es aufzuräumen, immer wieder zu betonen, dass das, was wir in Medien und eigentlich überall sehen, nicht real und kein Maßstab ist. Dass wir selbstbewusst zu den Dingen stehen sollen, auf die wir stehen – uns diesbezüglich aber auch nichts einreden lassen. Das legt Sigrid Neudecker in den letzten drei Kapiteln ihres Buches schlüssig und ermutigend dar. Davor allerdings gibt es 150 Seiten, in denen es etwas allgemeiner um einen freiwilligen Verlust von Privatsphäre oder den in Fernsehen, Internet oder Magazinen vorgeführten Wahnsinn geht. Und in diesem Teil ist das Buch weniger schlüssig, stark meinungsgetrieben, ohne nachvollziehbare Argumente mitzuliefern und es verzichtet nicht nur dankenswerter Weise auf akademische Erläuterungen, sondern auch größtenteils auf allgemeine gesellschaftliche Verweise und Zusammenhänge. Das ist ein bisschen schade, aber trotzdem: Dieses Buch ist lesenswert und an seine Grundaussage darf man sich ruhig selbst täglich erinnern.