“Wilde Brombeeren“ bestehen aus Schlager, Kitsch und Trash. Schmecken tut das nur manchmal gut.
Der Hamburger Liedermacher Bernd Begemann ist ein ewig Missverstandener. Seine Ironie ist zu leise, sein Pathos zu groß, als das man sein musikalisches Repertoire nicht alsbald als Kitsch tituliert. “Wilde Brombeeren“ bildet da keine Ausnahme. Songs wie “Gib mir eine zwölfte Chance“, “Du wirst mein Süden sein“ oder “Nach dem Wiederaufbau“ könnten auch in Schlagerparaden anzutreffen sein. Echt. Ohne dieses "an der Kippe zu…"
Die käsigen Electrobeats, die sich von Anfang bis Ende durch das Album ziehen, tun ihr Übriges, um die Musik nach einmaligem Konsum nie mehr wieder anhören zu wollen. Ein wenig objektiver muss man mit der Kritik trotzdem umgehen: Natürlich meint es Begemann nicht ernst mit uns. Die Schlagerhaftigkeit, der Kitsch, der Trash – das alles ist Programm auf “Wilde Brombeeren“. Aufgehen tut das allerdings nur an manchen Stellen. Der Titelsong des Albums ist wirklich gelungen, weil dort diese Stilmittel wohldosiert eingesetzt werden. “Alle Berechnungen versagen angesichts der wilden Brombeeren“ singt Begemann verhalten und kauzig. Es klingt nach Hamburger Schule, nach Blumfeld und ernst gemeinter Schlager-Attitüde.
Exaltierter, aber ebenso sympathisch ist “Die Tanzfläche braucht Dich“. “Der Textilversandslip ist sexy genug für mich.“ intoniert der bald 49jährige Romantiker, und fügt etwas später hinzu: “Die Jungs beweisen sich, vorerst nur tänzerisch.“ Dann groovt es ganz toll, und das Album klingt aus mit einem warmen Gefühl im Bauch. Da und dort funktioniert Begemanns humoristischer Anspruch in der Tat. Doch zwei gute Lieder reichen nicht für ein gutes Album.