Lakonisch unzeitgemäße Geheimtip-Musik: Milk Maid klingen nach Dreampop und Garage-Rock, nach Surferhymnen und Grunge. Dreh den Verstärker lauter.
Dreh den Verstärker lauter und nimm dir ein Bier: Was Milk Maid aus England zwischen Dreampop und Garage-Rock, zwischen Surferhmynen und Grunge machen, das hört sich alles nicht neu an, doch das Resultat ist ziemlich großartig.
Ich weiß nicht, wann mir zuletzt eine Platte so viel beiläufige Wiederhörensfreude bereitet hat wie "Yucca". Das Debüt der Seitenprojekt-Band von Nine Black Alps Bassisten Martin Cohen ist ein stimmungsvolles, kurzweiliges Album voller heimlicher Underground-Hits: "Such Fun" beginnt programmatisch als Stooges-Trampler mit Surf-Rock Anleihen. "Can‘t You See" ist ganz wunderbares Geschrammel der Marke Jesus And Mary Chain. "Oh!" klingt so nah am psychedelischen 60er-Garage Rock vorbeigesungen, das man glaubt, ein im Einbau-Atombunker wiederentdecktes The Seeds Demo zu hören.
Es ist schwer, das Album zu kritisieren, wenn wirklich aus jedem ausgespuckten Sonnenblumenkern eine catchy Melodie entwächst. "Yucca" klingt nach mit lakonischer Langeweile und Coolness gespielter, hingerotzter Feel-Good-Fuck-Off Mentalität. "Dead Wrong", "Girl" und "Kill Me Again" sind beispielsweise das beste Akustik-Gerocke seit den Moldy Peaches. "Not Me" ist ein superfeines Stück Rockabily-Musik: Dermaßen leichtfüßig und süß-melancholisch und ohne Pathos und Aufdringlichkeit zu spielen, ist so einfach nämlich gar nicht. Die Platte erinnert an ein überbelichtetes Polaroid-Bild aus den Sommerferien. Das Bild hat kein Zentrum und beinhaltet nichts, was man unbedingt gesehen haben muss, aber das Betrachten macht in etwa so froh wie ein Köpfler in den eiskalten See. Was Milk Maid hier fabriziert haben, ist mit Sicherheit keine großartige Platte, die in die Musikgeschichte eingehen wird. Aber ein Geheimtip für eine knappe halbe Stunde ambitionierte Lässigkeit ist "Yucca" allemal.