Nach Inszenierungen wie »Die Zauberflöte« für das Burgtheater, setzen sich Komponist und Regisseur Nils Strunk sowie Autor Lukas Schrenk nun auf der kleineren Bühne im Dschungel Wien in »Die komische Tür« mit Themen für kleinere Menschen ab vier Jahren auseinander.
Wie oft hat man schon in Schubladen, Abstellkammern und dem Dachboden nach Gegenständen gesucht und sich dabei über den Fund eines anderen, verloren geglaubten Objekts gefreut – natürlich während man gleichzeitig vergisst, wonach man eigentlich auf der Suche war. Ähnlich ergeht es der Hauptfigur Mila (Emilia Rupperti), der auf der Suche nach einer neuen Schnur für ihren Drachen unvermittelt in ein komödiantisches Abenteuer stolpert.
Selbstironische Tür trifft aufgewecktes Kind
Mila ist ein aufgewecktes, lautes Kind, das noch keinen rechten Platz in der Spannung zwischen sprudelndem Innenleben und fantasielosem Außenleben gefunden hat. Als Mila jedoch auf die komische Tür in ihrem Dachboden trifft, lernt sie, dass sie nicht die Einzige ist, die nicht immer weiß, was in einem vor sich geht. Denn die Tür führt, wenn geöffnet, in unterschiedlichste Welten: z. B. in eine Wüste, auf einen Mistplatz, an einen Ozean. Beim Schließen der Tür verschwindet der Weg und ein neuer erwartet Mila, sofern sie sich traut, noch einmal die Türklinke hinunter zu drücken.
Die komische Tür ist aber nicht nur ein Portal, sie kann auch sprechen und tut dies in einem frechen, ironischen Ton, der meist an Mila unbemerkt vorbeizieht, aber bei Eltern und Erwachsenen im Publikum für Lacher sorgt. Generell findet sich neben den Witzen für Kinder auch klug platzierter Humor für Erwachsene. So beschwert sich Mila, dass die Lehrerinnen immer meinen, Mila rede zu viel und zu schnell, und dass sie sicher »Adidas« habe. Mila selbst spricht kindlich und naiv, findet alles erstaunlich und ist unfassbar neugierig. Demgegenüber steht die Tür, die so wirkt, als hätte sie schon zu viel gesehen, und anfangs wenig begeistert über die neue Freundschaft ist.
Das Bühnenbild regt durch einfache Elemente die Fantasie und Kreativität der Zuschauenden an, ohne die Welten hinter der Tür je direkt zu sehen. Nur zwei sich bewegende Augen und ein klappernder Postschlitz stellen die Tüp dar, die es dennoch schafft ihre Dialoge und Lieder ausdrucksstark und lustig vorzutragen. Und diese, ins Stück eingearbeiteten Lieder sind ohrwurmverdächtig und decken ein erstaunlich vielfältiges Repertoire ab. Es finden sich Songs aus Genres wie Singer-Songwriter, Reggae und Indie-Pop. Um Kinder mit Musicals und Operetten vertraut zu machen, stellt das Stück definitiv einen gelungenen Einstieg dar.
Lachen ohne Lehre?
Wie fast immer bei Kinderstücken erwartet man sich auch bei der komischen Tür einen pädagogischen Doppelboden, der gegen Ende des Stücks mehr in den Fokus rückt. Sowohl Milas Gedankenwelt, als auch die ungewissen Welten, die hinter der Tür liegen, erweisen sich als schwer kontrollierbar und erschweren den beiden das Leben. Als Mila der Tür zu erklären versucht, dass sie lernen muss, selbst zu bestimmen, was hinter ihr erscheint, stellt sie einen Vergleich zu ihrem schnurlosen Drachen her, der sie ursprünglich auf den Dachboden gebracht hat. Der Drache entspricht laut Mila den Emotionen, die wie wild durch den Wind fliegen und nur mit einer passenden Schnur nicht entgleiten und eskalieren.
Obwohl es sicherlich wichtig ist dieses Thema für Kinder anzusprechen und künstlerisch zu verarbeiten, wirkt es hier eher wie das Abhaken eines Pflichtpunktes. Das dämpft jedoch nicht die Qualität der Produktion, bietet »Die komische Tür« doch für 45 Minuten ausgiebig Lacher an langen Tagen. Doch wenn sich die Handlung ausschließlich um eine komische Tür und ein aufgewecktes Kind drehen würde – ohne Symbolik und doppelten Boden –, würde man auch nichts vermissen.
»Die komische Tür« ist für 2023 ausverkauft, aber nächstes Jahr noch am 2., 3. und 4. Februar 2024 im Dschungel Wien zu sehen.
Dieser Text ist im Rahmen eines Schreibstipendiums in Kooperation mit dem Dschungel Wien entstanden.