Say his name, say his name

Eingängig, massentauglich, klug: Cyril Hahn ist der Remixer der Stunde. Seine Bearbeitungen von Popsongs funktionieren, egal ob 50 oder 5000 Menschen anwesend sind. Wir konnten uns mit ein paar Fragen dazwischen schieben, bevor er am 28. Februar im Wiener Sass gastiert.

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Es war irgendwann im letzten Sommer. In Sets von gut informierten DJs tauchte immer wieder ein bestimmter Song auf, den man nicht zuordnen konnte. Die extrem verlangsamten Lyrics kamen aber bekannt vor. Man merkte: Hey, das ist ja ein Destiny’s Child-Remix. Spätestens Ende Oktober oder Anfang November exlodierte der Track dann. Er war überall: in Clubs, in Bars, in jeder Timeline. Auf Youtube kommen die Videos zu dem Song zusammen auf über fünf Millionen Plays.

Der Schweizer Cyril Hahn, mittlerweile in Vancouver sesshaft, zeichnet für den Song verantwortlich. Er reduziert Pop-Songs auf ihre Essenz und kleidet sie völlig neu ein. Das kann dann sehr housy sein wie ein Track von John Talabot, aber auch in Richtung Slow-R’n’B gehen. Gemeinsam sind den Songs aber vor allem zwei Dinge: Die heruntergepitchten Vocals. Und ihre extreme Eingängigkeit.

Cyril Hahn ist aktuell auf seiner ersten Europa-Tour und ein extrem beschäftigter Mann. Wir konnten ihm trotzdem ein paar Fragen per Mail stellen.

Empfindest Du es als Beleidigung, wenn man deine Remixes als poppig beschreibt?

Nein, überhaupt nicht. Popmusik ist ein heimliches Vergnügen für mich, dass ich in meinen Remixes auslebe. Ich höre selber nicht viel Popmusik in meiner Freizeit, aber es gibt immer wieder einen Song, der sich plötzlich zu meinem Ohrwurm entwickelt.

Wie würdest du deine Art zu remixen beschreiben?

Ich denke was meine Remixes auszeichnet, ist die Tatsache, dass ich nur die den Gesang des Originals verwende. Den Rest baue ich völlig neu auf.

Welchen Aspekt des Originalsongs willst Du dadurch besonders betonen?

Das kommt auf den Song an. Meistens ist es eine gewisse Melodie oder eine paar Worte des Songtextes, auf die ich mich konzentriere.

Wie kam es zu dem mittlerweile riesigen Destiny’s Child-Remix?

Als ich anfang diesen Remix zu schreiben, war ich immer noch in einer gewissen Experimentierphase. Zuerst war es nur ein Instrumental Track und ich suchte nach dem perfekten Acapella. Eines Abends, nach langem Probieren, gab ich auf und wollte schlafen gehen. Da erinnerte ich mich an die Melodie von „Say My Name“ erinnerte. Ich probierte es sofort aus und der Remix war geboren.

Wo kommst du ursprünglich her? Was hat dich nach Kanada verschlagen?

Ich bin in der Schweiz in Bern aufgewachsen. Nach dem Gymasium wollte ich einfach etwas Neues sehen. Ich hatte damals schon viele Orte in Europa besucht und Kanada sah nach einem guten Abenteuer aus. Anfangs wollte ich nur ein paar Monate in Vancouver bleiben, aber ich verliebte mich sofort in die Stadt. Ich lebe jetzt seit einigen Jahren hier und Vancouver ist meine Wahlheimat geworden.

Wann hast du mit der Musik angefangen? Und war elektronische Musik immer schon dein Musikrichtung?

Ich habe schon während dem Gymasium Musik auf meinem Computer produziert, aber es tönte alles noch ganz anders damals. Elektronische Musik höre ich schon seit langem, aber selber etwas in diesem Stil zu produzieren wagte ich mich erst vor etwa einem Jahr. Die ersten paar Remixes waren nur zum Spaß und ich hätte mir nie vorgestellt, das sich jemand daran interessiert.

Wie alt bist du, und was machst du wenn du gerade nicht auflegst oder produzierst?

Ich bin 25 Jahre alt. Neben der Musik studiere ich auch Kunstgeschichte, aber ich habe das Studium vorläufig pausiert so dass ich mich vollständig auf meine Musik konzentrieren kann.

Hast du ein Label? Kümmert sich jemand um die erfreulichen Booking- und weniger erfreulichen Presseanfragen?

Ja, ich habe vor Kurzem beim Label PMR Records unterschrieben. Dass ich auf dem selben Label wie Jessie Ware, Disclosure und Julio Bashmore bin, kommt mir wie ein Traum vor. Nebenbei unterstützt mich mein Management und meine zwei Booking Agenturen für den Rest.

Wieviele Remix-Anfragen bekommst du mittlerweile? Wieviele lehnst du ab?

Wir bekommen praktisch jeden Tag eine neue Remix-Anfrage. Circa 99% lehne ich aus musikalischen oder auch zeitlichen Gründen ab.

Arbeitest du eigentlich auch an eigenem Material?

Ja ich arbeite momentan an Originalsongs. Das erste Release wird bald auf PMR Records erscheinen.

Ist die Europa-Tour deine erste große Tour?

Ja, es ist meine erste große und überhaupt erste Tour. Freue mich riesig. Das Interesse an meiner Musik im Moment in Europa fast größer als in meinem Wohnort Kanada oder auch den USA. Daher ist diese Tour für mich etwas sehr Spezielles.

Wie geht es danach für dich weiter? Spielst du die großen Festivals im Sommer? Wo bist du in einem Jahr?

Nach der Tour gehts wieder ans Produzieren von Originalsongs und ich werde auch ein paar Remixes veröffentlichen. Im Mai stehen wieder ein paar Europa Konzerte an und durch den Sommer spiele ich einige Festivals. Bis jetzt ist Bestival, Unknown Festival und Parklife gebucht. Es werden aber noch viele andere dazustoßen, die ich leider noch nicht mit der Öffentlichkeit teilen kann.

Cyril Hahn gibt’s auf Facebook, Twitter und Tumblr. Und auch in live: Am 28.2. spielt er im Sass am Wiener Karlsplatz.

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