Der dritte Teil der bereits jetzt legendären »Schnitzelbeat«-Reihe führt in das psychedelische Österreich der späten 60er und frühen 70er-Jahre.
Kapperl statt Fedora, schwarze Scheiben aus Schellack, Vinyl oder Polystyrol-Mischung statt kristallene Schädel: Wenn es so etwas wie einen österreichischen Indiana Jones gibt, dann ist das Al Bird Dirt – seines Zeichens Plattensammler, Novelty-DJ und Kurator der auch international höchstgeachteten Reihe »Schnitzelbeat«, die einen Blick wirft auf die Geschichte des alternativen österreichischen Undergrounds in der Findungsphase moderner Popmusik. Einen Blick, der ansonsten durch mangelnde mediale Aufbereitung und wegen dubioser Messkategorien für Erfolg und Massenkompatibilität wohl für immer verstellt geblieben wäre. Nach zwei famosen Samplern – von Exotica bis Garage-Rock – steht für die dritte Ausgabe das große Thema des österreichischen Psychedelic Rock im Fokus, auch der artverwandte und hierzulande natürlich zu spät angekommene Space-Rock kommt nicht zu kurz.
Könnte man kennen
Die Namen sind dieses Mal tatsächlich mitunter etwas klingender, wir befinden uns hier schließlich zwischen 1967 und 1973. Die Medien wissen mittlerweile, dass es heimische Musik gibt – Karl Ratzer (Charles Ryder Corporation), Jack Grunsky und The Beatniks aus Kärnten könnte man kennen, Letzteren wurde im Vorjahr sogar eine Reissue ihrer einzigen LP spendiert. Aber lass dich da mal nicht täuschen, selbst der größte Name, jener der Beat-Superstars Novaks Kapelle, zeigt den Anspruch Dirts, der tatsächlich deren bislang verschollen geglaubte erste Single ausgegraben hat.
Auch alles andere als schlecht: »Brother« der Austrian Brothers, von der es nur zehn gepresste Exemplare gibt. Oder der Holy Grail österreichischer 7-Inch-Sammler: »Ready for Take Off«, der gleichsam würdige Titelsong und absolute Banger von Rocky F. Holicke, der zumindest die nächste Monatsmiete wert ist. Oder auch »War History« von The Cop Stigh, deren einziger Google-Eintrag zu »Schnitzelbeat Vol. 3« führt. Oder die Ministrantenband The Hush. Oder die Casting-Band The Wallflowers. Oder dieses und jenes Stück. Es gäbe über jedes dieser Lieder eintausend Geschichten zu erzählen, Al Bird tut dies in den Liner-Notes. So viel vorab: Jede davon kann deinen Blick verändern – auf eine längst vergangene Wirklichkeit.
»Schnitzelbeat Vol. 3 – Ready for Take Off« erscheint am 3. März 2023 bei Konkord / Digatone. Am 4. März wird die Compilation im Rahmen des Vinyl & Music Festivals in der Ottakringer Brauerei in Wien präsentiert. Al Bird Dirt ist hie und da als DJ unterwegs. Verpassen wird nicht empfohlen.