Sex im Dirndl

Im Kino, auf der Straße, im Konzertsaal oder im Club. Salzburgs erstes transmediales Musikfilmfestival geht in die zweite Runde. Das knackige Team hinter "My Sound Of Music" im Interview.

Ihr zeigt den Film "Syrian Metal Is War". Wie kann man sich Metal inmitten des syrischen Bürgerkriegs vorstellen. Haben die nicht schon genug Metal im echten Leben?

Das Leben war schon vorher für Metalheads in Syrien nicht leicht, weil weite Teile der Bevölkerung den Sound, und die Symbolik mit Skepsis oder Abneigung betrachteten. Es kam immer wieder zu Übergriffen seitens des Staates. Nun kommt noch hinzu, dass ständig der Strom ausfällt, es kein Wasser gibt, der IS vor der Tür steht und jeden Moment eine Bombe hochgehen kann.

Der Regisseur des Films hat zu drehen begonnen, als ihm auffiel, dass auch im Bürgerkrieg viele Metal-Musiker weitermachten. Nach wie vor werden Konzerte organisiert und Tracks produziert.

Ein Zentrum der Szene hat sich von Aleppo in die noch ruhige Stadt Latakia verlagert. Ein anderer Teil ist aber auch in den Libanon gegangen. Warum diese Leute weitermachen? Weil es wohl das einzige ist, an das sie sich klammern können. Musik ist ein Ventil, eine Stütze, eine Form, seine Identität auszudrücken. Man kann nie genug Metal im Leben haben!

Ein lockere Frage für zwischendurch: Ist Musik politisch? Und zeigt die Geschichte von Songs wie "Grandola" von Zeca Afonso (Hymne der portugiesischen Protestbewegung 2013) und "Rock The Casbah" von The Clash nicht, dass Musik genau so großartig oder dumm wie die Menschen selbst sind?

Klar – je nach Intention aber auch Interpretation. Denn nicht nur die Ideen der Musiker und Musikerinnen sind von Bedeutung, sondern auch das, was die Hörerschaft daraus macht. Ein anderes Beispiel wäre der Song "Born In The USA", der von Bruce Springsteen kritisch gegenüber der US-Vietnampolitik gemeint war, aber wegen des Refrains zur psychischen Folter von Guantanamo-Häftlingen eingesetzt wurde.

Ist so ein Programm wie das eure für die Stadt Salzburg oder das abgebrannte Land eigentlich förderwürdig?

Ja. Die öffentlichen Stellen unterstützen uns. Und da wir keine Millionenbudgets verschlingen, kann auch das Land Salzburg es sich leisten, uns unter die Arme zu greifen.

In Anbetracht der Tatsache, dass wir quasi aus dem Nichts aufgetaucht sind und Geld wollten, sind wir sehr zufrieden. Dass das Genre Musikfilm zunehmend an Relevanz gewinnt und sich großen Interesses beim Publikum erfreut, haben offensichtlich auch die hiesigen Politiker erkannt. Natürlich dürfte es irgendwann gerne auch noch ein bisschen mehr Geld werden, damit das Festival nicht auf ewig die reine Selbstausbeutung bleibt.

Fast alle Veranstaltungen finden in Das Kino statt. Wie steht es eigentlich um Arthouse-Kinos in Salzburg?

Schlecht. Im ehemaligen Central Kino ist heute ein Geschäft für Wohnaccessoires, das Elmo Kino steht seit 2012 leer und das Mozart Kino kann nur noch als Privatkino gebucht werden. Einzig das Das Kino hat überlebt. In Salzburg gibt es keine Kinokultur. Die Leute gehen wohl lieber Bergsteigen.

Das My Sound Of Music Musikfilmfestival Salzburg geht von 2. bis 5. Oktober an verschiedenen Spielstätten (Das Kino, Argekultur, Tanzboden auf dem Platzl) über die Bühne. Nähere Infos gibt’s auf der offiziellen Homepage und auf Facebook.

Bild(er) © Clara Migsch, Lorenz Migsch
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