Shanghai Calling #7

Ein Expo-Besuch ist derzeit kein Spaß. Die Besucherzahlen sind Anfang Juli nochmals angestiegen und in Shanghai hat es täglich über 30°. In den TV-Nachrichten sieht man regelmäßig Berichte über kollabierte Besucher. Zum Glück habe ich alle meine gekauften Tickets bereits im Juni eingelöst.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Der Besucheranstieg im Juli ist einfach erklärt: Die Sommerferien haben begonnen, die chinesische Regierung lädt zahlreiche Kinder und Jugendliche aus "benachteiligten" Familien zu einem Expo-/Shanghai-Besuch ein und die Bewohner von Shanghai dürfen ihre Gratistickets seit 5. Juli einlösen.

Wer den Chinesischen Pavillon sehen will, muss sich um 6 Uhr morgens eine Reservierung besorgen. Laut diversen Blog-Einträgen übernachten Leute sogar vor den Eintrittstoren, damit sie zu so einer Reservierung kommen. Die Schlangen für diverse Pavillons sind absurd lang. Um in den Pavillon von Saudi Arabien zu kommen, muss man bis zu neun Stunden warten (angeblich wird die Schlange dort bewusst lang gehalten, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen – siehe shanghaiscrap.com). Für den deutschen Pavillon muss man bis zu sechs Stunden warten. Als Highlights werden auch immer wieder Japan und Südkorea genannt – auch dort muss man mehrere Stunden anstehen. Viele der chinesischen Besucher tun sich das wirklich an.

Bei meinen drei Besuchen habe ich einmal für knapp eine Stunde gewartet. Ansonsten bin ich nur in Pavillons ohne oder mit kurzer Schlange davor gegangen. Meine Highlights: Chile (siehe Bilder links), Slowenien, Island, Niederlande, Vietnam, Nordkorea, Libanon, Sao Paulo, Shenzen und der "Future Pavillon".

Die in einem früheren Blog-Eintrag angesprochene Themenverfehlung trifft nicht nur auf den Österreich-Pavillon zu. Die meisten anderen Länder haben sich auch nicht mit "Better City, Better Life" beschäftigt.

Window to the world

Auch wenn die Expo unheimlich teuer war, so erfüllt sie auf jeden Fall das Ziel die Welt näher an die chinesische Bevölkerung zu bringen. Der überwiegende Teil der Besucher wird vermutlich nie genug Geld haben, China jemals zu verlassen. Auch wenn China in einer unheimlichen Aufbruchsstimmung ist und die Durchschnittslöhne jährlich ordentlich ansteigen, so dauert es mindestens noch eine ganze Generation, bis der Lebensstandard hoch genug ist, damit auch regelmäßige Reisen möglich sind. Shanghai hat von der Expo auf jeden Fall profitiert: Vor allem die Infrastruktur wurde unheimlich verbessert. Die zahlreichen neuen U-Bahn-Linien haben für viele den Weg in die Arbeit drastisch verkürzt. Der Shanghai-Boom wird dadurch sicher noch weiter verlängert.

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