Wenn man sich so wie ich hinter einem sehr dämlichen Pseudonym versteckt…
… , ist es nicht gerade ein Akt der Anständigkeit, Menschen, die meines Erachtens durch außergewöhnliche Leistungen auffällig wurden, beim Namen zu nennen. Ich bin zum Anonymisieren verdammt. Deswegen bin ich meiner Kolumnenkollegin Amira Ben Saoud aus mehreren Gründen sehr dankbar, dass sie mir erlaubte, Teile einer Korrespondenz zu veröffentlichen, die wir vor Kurzem führten. Erstens muss ich sie nicht hinter einer Initiale verstecken. So etwas umwehte nämlich schon zu Zeiten Kleists der Charme des Ausgelutschten. Zweitens ließ sie sich nicht lange bitten und ersparte mir Sätze wie: »Baby, ich bring dich in meiner Kolumne ganz groß raus – auf die altmodische Print-Tour!« Zu mehr reichen meine Suggestivkräfte nämlich nicht. Und drittens ist der schriftliche Austausch ja schon erfolgt, das spart Zeit und bringt Synergien. Nun denn: Amira teilte mir mit, sie wolle als Side Project zu Hass-Haikus nun Würstchen-Haikus machen und eröffnete eine bunten Silbenreigen mit folgenden Zeilen:
Weniger ist mehr?
Aber sicher nicht bei Beidln.
Das da ist zu klein!
Keine Ahnung, welches Läuschen der lieben Kollegin über die Leber gelaufen ist, aber ich bin ein hilfsbereiter Mensch und am Land groß geworden. Also bei jeder Art von Demütigung bin ich instinktiv erst einmal dabei.
Kompaktvagina!
Aber der kleine Eumel
Steht verloren da.
Und so ging es dann munter und fröhlich weiter.
Für dieses Würstchen
Brauch ich Sparefroh ja nur
Ein halbes Kondom
Mit freiem Auge
ist eindeutig erkennbar
was kein Zollstock misst
Haikus sind perfekt
über kurzes zu schreiben.
Wie dein Pimmelchen
Dein Lulu kommt an
Meinen Gebärmutterhals
nie und nimmer ran
Es braucht um einen
von der Palme dir zu wedl’n
der Finger nur zwei
Mit deiner Erbse
bringst du mein Gaumenzäpfchen
höchstens zum Kichern
Nennst mich Hasilein
doch mir ist dein Karöttchen
leider viel zu klein
Dein Bienenstachel
legt einen Verdacht nahe:
Du stirbst beim Erguss!