Sneaker-Interviews: Zapateria

Anfang September kommt die Sneakerness nach Wien. Das ganze Jahr über versorgen engagierte Sneaker-Boutiquen Fans, Süchtige und Gelegenheitskäufer. So wie die Zapateria in der Wiener Kirchengasse. Der Auftakt unserer Sneaker-Interviews.

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Der inklusive Sneakerstore.

Ganz kurz den Basics: Wie heißt ihr und wie alt seid ihr? Seit wann gibt es euren Shop, warum habt ihr euch für diese Berufswahl entschieden und was verkauft ihr alles?

Wir sind Severin (29 Jahre) und David (30) und führen unseren Sneaker Shop Zapateria seit November 2004 – also fast 7 Jahre. Wir haben uns bei unserer Gründung gedacht, dass es für uns keinen passenden Spot gibt, bei dem wir Sneaker erstehen können und haben uns unseren Fußschmuck immer im Ausland gekauft. Man darf aber nicht vergessen, dass die Situation in Wien 2004 noch ganz anders aussah.

Wir haben uns also aus unserer persönlichen Not dazu entschlossen in die glamouröse Welt des Schuhverkaufs einzusteigen. Und das mit absolut keinem fachlichen Background, eine Haltung die uns bis jetzt begleitet. Amateure fürs Leben quasi.

Wenn mich jemand fragt was es in der Zapateria an Sortiment gibt sage ich: Wir verkaufen Sneaker und so.

Hat sich eure Ausrichtung seit der Eröffnung geändert?

Wir sind auf jeden Fall breiter geworden. Als wir angefangen haben, hatten wir ca. 50 verschiedene Modelle und momentan stehen wohl 220 verschiedene Sneaker im Laden. Ein wichtiges Ziel war es, Sneaker in möglichst vielen Facetten anzubieten. Das betrifft einerseits Limited Editions sowie klassische Retromodelle, funktionale Sneaker, aber auch modische Schuhe die man schon mal zum Anzug tragen kann.

Abseits davon gibt es aber natürlich auch viele Sneaker-Junkies die nach dem nächsten Fix suchen.

Wie wichtig ist für euch der Standort in der Kirchengasse im 7. Wiener Bezirk?

Wir sind mit unserem Standort sehr zufrieden. Einerseits passt die Frequenz in unserer Einkaufsstraße, andererseits haben wir ein unserer Meinung nach sehr gutes Umfeld von anderen Läden, mit denen wir allen auch persönlich sehr gut zu recht kommen.

Man sollte sich aber von der Nähe zur Mariahilfer Straße nicht zu viel versprechen. Die meisten Leute die auf der Mahü einkaufen setzten keinen Schritt in irgendeine Nebengasse – egal ob man 20m oder 200 m entfernt ist.

Sneaker bleiben seit einigen Jahren viel beachtetes Thema. Was ist euer Zugang zur Sneaker-Kultur? Sind Sneaker für euch Teil der Mode-Industrie?

Die Sneakerkultur ist bei den Nerds absolut eigenständig und hat nichts mit der Modeindustrie zu tun. Es gibt auch nicht den typischen Sneakersammler. Manche Heads wollen zum Beispiel nur ein Modell in allen Farben haben – andere suchen nur Originale aus den 80ern. Abseits davon gibt es aber natürlich auch viele Sneaker-Junkies die nach dem nächsten Fix suchen.

Die Modeindustrie, zu der natürlich auch die Sneakermarken gehören, hat sich auf diese Kunden eingestellt und bedient sie durch Kollaborationen (zB. Adidas und Diesel), sowie mit limitierten Modellen.


Wer sind eure Kunden? Wie wichtig sind Exklusivität und Special Editions?

Ich kenne nichts schlimmeres als Läden in denen man sich unwohl fühlt, da man zuerst mal von oben bis unten abschätzig angesehen wird. Ich würde uns also als den inklusiven Sneakerstore bezeichnen. Unser Konzept war immer zu zeigen, was alles Sneaker sein können – deswegen haben wir eine breite Auswahl. Wir haben und lieben exklusive Sneakermodelle und Marken, die es nur in der Zapateria gibt. Sneaker, die wir mit vollster Überzeugung verkaufen wollen, sollten aber in erster Stelle mal uns gefallen und erst danach sind Faktoren wie Exklusivität wichtig.

Welche Sneaker-Trends beobachtet ihr gerade?

Derzeit gibt es auf jeden Fall einen großen „Brown Schuh Trend“. Marken wie Pointer und Boxfresh sind im Moment äußerst angesagt. Hier wird viel Wert auf hochwertige Ledersorten gelegt, der sportlich Background von Sneakern gerät ein bisschen in den Hintergrund.

Im Jahr 2012 könnte es aber wieder eine große Back to the Roots-Bewegung geben. Die großen Marken haben alle sehr viel versprechende Vintage Kollektionen mit originalen Colourways aus den 70er- und 80er-Jahren und Modelle die man schon länger nicht mehr gesehen hat. Ein Trend für Lexikon-Liebhaber und -Liebhaberinnen auf den zumindest wir unheimlich viel Bock haben.

Wie gestaltet sich für einen kleinen Laden in Wien die Zusammenarbeit mit großen, internationalen Marken? Ist es mit kleineren neueren Marken und Labels manchmal einfacher, oder ganz im Gegenteil?

Hier kann man nichts verallgemeinern. Im Großen und Ganzen ist es aber mit den Big Playern leichter, sie alle haben Showrooms und Verkaufagenten in Wien. Bei manchen kleinereren Labels muss man immer auf Messen reisen und selbst dort kann man nicht immer die ganze Kollektion sehen. Die Vorbestellung mit Bildern ist natürlich viel schwieriger. Sehr ärgerlich ist auch dass es oft für Österreich so gut wie nie Sales Agents gibt, auf den Messen fühlt sich dann niemand zuständig. Aber natürlich kommen wir auch mit den kleineren Labels größtenteils super zurecht.

Welche Marken gehen bei euch am Besten?

Auch das kann man nicht pauschal sagen. Wie schon vorher gesagt, gibt es gerade einen Brown Schuh Trend, das wirkt sich natürlich auf die Verkaufszahlen aus. Bei fast allen Marken gibt es aber Dauerbrenner, die sich schon seit Jahren beständig gut verkaufen.

Was ist euer persönlicher Lieblings-Schuh?


David: Adidas ZX 700 und Airmax 90. Severin: Asics Gel Lyte 3 und Forest Hills. Wir sind ziemlich viel mit Running Sneakern unterwegs, die sind definitiv die bequemsten.

Unsere eigenen Gehaltszahlungen sind aber nicht ganz regelmäßig, und unseren tatsächlichen Stundenlohn für die letzten 7 Jahre möchte ich mir auch nicht ausrechnen.

Welche Rolle spielt für euch E-Commerce?

Ein Webshop ist eine wunderbare Gelegenheit unseren Kunden zu zeigen was wir gerade im Laden haben. Wenn sich der eine oder andere Kunde außerhalb Wiens bei uns was bestellt, freuen wir uns natürlich auch.

Macht ihr alles allein oder habt ihr Mitarbeiter?

Wir haben eine geringfügige Kraft, einen Photografen und auch sonst ein paar Kumpels die uns hie und da aushelfen (und die wir fast alle durch den Laden kennengelernt haben :-). Vielleicht brauchen wir aber in Zukunft noch ein bisschen mehr.

Ist der Shop noch immer euer Traum und geht sich alles – auch finanziell – aus?

Naja, ich finde man darf das nicht zu sehr romantisieren. Natürlich ist es sehr schön sich selbst zu verwirklichen und an seinem eigenen Ding zu bauen. Und so sehr wir da persönlich ganz viel Herzblut reinstecken, ist es natürlich trotzdem teilweise ein normaler Knochenjob mit 10 bis 12 Stundentagen. Finanziell haben wir uns doch sehr entwickelt, wir kommen derzeit beide ganz gut aus. Unsere eigenen Gehaltszahlungen sind aber nicht ganz regelmäßig, und unseren tatsächlichen Stundenlohn für die letzten 7 Jahre möchte ich mir auch nicht ausrechnen.

Zapateria

Kirchengasse 26

1070 Wien

Sneakerness

10. September 2011

Ottakringer Brauerei

Unsere Sneaker-Interviews:

Folge 1: Zapateria

Folge 2: Stil-Laden

Folge 3: 6th Floor Sneaker Gallery

Folge 4: Paar

Folge 5: The Genuine

BILDER: Erdem Karapolat, Claudio Farkasch

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