Im neuen Musikvideo von Drahthaus und Ikan Hyu tanzt Naemi Latzer mit der Kamera durch das leere Südbahnhotel.
Bereits letztes Jahr hat das Schweizer Duo Ikan Hyu mit »Fringy Fringy« einen meiner Bops des Sommers hingelegt. »Der musikalische Vibe ist wie Strandurlaub mit Freund*innen«, hieß es damals. Diesen Sommer geht es statt an den Strand in fremde Häuser und zwar gemeinsam mit dem Wiener Kollektiv Drahthaus. Entstanden ist die Kooperation im Zuge des Writing Camps beim letztjährigen Waves Vienna, wo Ikan Hyu auch das Loft beehrt hat.
Kein Stillstand
Aber genug mit der Vergangenheit, denn die Gegenwart ist viel spannender. Gerade diese neue Single ist voll von Spannung: Der fette, fast bedrohliche Elektrosound von Drahthaus sorgt für ein Gefühl der Unruhe. Er geht sofort ins Ohr und von dort in die Beine, lässt keinen Stillstand aufkommen – selbst wenn der Beat mal kurz Pause macht. Die Vocals von Ikan Hyu bestechen nicht nur darin, wie unverschämt sie davon erzählen was sie alles in deinem Haus anstellen werden, sobald sie dort eingebrochen sind. Sie changieren nahtlos von rythmisch-hartem Rap zu melodisch-fließenden Hooks und verleihen dem Song eine Dynamik, durch die er sich auch beim x-ten Mal anhören nicht in den geistigen Hintergrund drängen lässt.
Tanz mit der Kamera
Doch die Musik ist bei einem Musikvideo nur die halbe Miete. Und »Break Into Your House« könnte sich keine bessere visuelle Hälfte wünschen. Gedreht im Südbahnhotel Semmering ist jeder Shot schlichtweg gorgeous. Die prunkvoll-desolate Kulisse steuert ihren Teil bei, aber jede Einstellung ließe sich sich als Bild rahmen und an die Wand hängen. Was allerdings Schade wäre, denn der wahre Kern des Videos ist die fortwährende Interaktion von Naemi Latzers Performance mit der Kamera. Wie in einem gemeinsamem Tanz scheinen die beiden sich spielerisch die leeren herrschaftlichen Räume anzueignen. Latzer bringt in ihrer Choreografie den verstohlen-selbstsicheren Vibe des Tracks voll zur Geltung. Sie scheint die Kamera herauszufordern und diese nimmt an, folgt ihr in wilden Verrenkungen, Überkopfansichten und smoothen Kamerafahrten. Die gezielt gesetzten Cuts tun ihr übriges für ein Musikvideo, das etwas schafft, was leider für viel zu wenige Beispiele des Genres gilt: Nicht nur nette Visuals zu bieten, sondern eine tatsächliche audiovisuelle Interpretation zu liefern.
»Break Into Your House« von Drahthaus und Ikan Hyu ist am 5. Juli erschienen.