Zwei Jahre nach dem von Publikum und Presse gefeierten »Tremors« kehrt Sohn mit einem neuen Album zurück. »Rennen« ist keine Fortsetzung, sondern eine Weiterentwicklung.
Etwas mehr als zwei Jahre hat es gedauert – nun kehrt der britisch-österreichische Produzent Sohn mit einem zweiten Album zurück. Nach seinem Debüt, das zuerst gespannt herbeigesehnt und später unglaublich gefeiert wurde, ist die Erwartungshaltung erneut groß. Für den Produzenten – nach dem Trubel um seine ersten Tracks und »Tremors« – wohl keine neue Erfahrung. Im Anschluss an seine Welttournee hat sich Sohn ein Monat lang mit seinem gesamten Equipment in einer entlegenen Gegend in Nordkalifornien zum Produzieren zurückgezogen. Von Selbstzweifeln, so sagt er, habe er versucht, Abstand zu gewinnen.
Während um die Kreation des Musikprojekts Sohn fast ein Geheimnis gemacht wurde, einzelne Tracks die Spannung für das Album aufbauten und der Künstler anfangs bei Konzerten durch Kapuze im Gesicht selbst kaum identifizierbar war, konnte man bei seiner Tour im Sommer bereits erahnen, dass sich etwas verändert hat: Vor bewusst klein gewähltem Publikum tauschte Sohn Kapuze gegen Hut, räumte seiner Band mehr Präsenz als der Lichtshow ein und wirkte auch sonst deutlich offener.
Seiner Musik hat das offensichtlich nicht geschadet, auch wenn das neue Album seine Veränderung ganz klar widerspiegelt. »Rennen« ist keine Fortsetzung seines Debütalbums »Tremors« und versucht auch nicht, eine zu sein. Viel mehr entwickelt der Produzent seinen speziellen Sound in verschiedenste Richtungen weiter. Während er bei Tracks wie der bereits vorab veröffentlichten Nummer »Signals« an den Stil des ersten Albums anknüpft, zeigt er etwa bei »Hard Liquor« eine andere Seite und kreiert seine eigene, düster drückende Interpretation von R&B.
Im Vergleich zu »Tremors«, das als gesamter Klangteppich wahrgenommen werden kann und bei dem die Übergänge zwischen den einzelnen Songs fast verschwimmen, grenzen sich die Tracks des neuen Albums deutlicher voneinander ab. Die verspielte Melancholie bleibt auch bei »Rennen« ein zentrales Element, die unverwechselbare Stimme und das virtuose Spiel mit Synths und Loops können weiterhin als die Königsdisziplin des Produzenten bezeichnet werden.
»Rennen« erscheint am 13. Jänner 2017 bei 4AD. Im Rahmen seiner Album-Release-Tour spielt Sohn am 13. Februar 2017 in der Arena in Wien und am 16. Februar 2017 im PPC in Graz.