Leider hat nicht jeder reiche Eltern – die meisten Menschen, die sich noch in Ausbildung befinden, nutzen also die Sommermonate, um die Haushaltskasse ein bisschen aufzubessern. Dabei ist man gerade in jungen Jahre bereit, „Erfahrungen zu sammeln“, was soviel bedeutet wie: „Dinge tun, die man eigentlich nicht tun will“. Haben wir auch gemacht. Das ist uns dabei passiert. Und so haben wir dabei ausgesehen.
Michaela Pichler – Arbeiten bei Adolf
Mein skurrilster – oder anders ausgedrückt – definitiv allerbeschissenster Sommerjob fand im Sommer 2010 statt. Ich hatte gerade meinen Sweet 16 hinter mir und wollte für eine Kamera etwas dazuverdienen. Da in Kärnten der Arbeitsmarkt im Allgemeinen nicht gerade prickelnd aussah, waren die angebotenen Ferialstellen in meiner Umgebung auch eher mau. Nachdem ich bereits beim Probearbeiten in einer „italienischen“ Eisdiele ausnahmslos abgelost hatte (ja, das geht echt), blieb nur noch eine Stellenausschreibung für ein Bauernhof-Bed-&-Breakfast auf einer Alm übrig. Gesucht war eine Hilfe fürs Frühstück und „etwaige anfallende Hausarbeit“. Na gut, dachte ich, und fuhr mit dem Bus in die Innere Einöde (diese Ortschaft befindet sich tatsächlich im Gegental, direkt hinter der Äußeren Einöde), um mich bei dem Familienbetrieb vorzustellen. Mein erster Eindruck von der Bäuerin, die dieses Bed & Breakfast leitete, war ganz nett. Was ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste: Nicht nur ihr mittelalter Ehemann hieß Adolf, auch der Sohn, der nur zwei Jahre älter war als ich, trug diesen Un-Namen – sie nannten ihn liebevoll Adi.
Zwei Monate später, im August, stand ich also um 6 Uhr Früh auf der Matte. Neben dem bereits angekündigten Frühstück-Vorbereiten, Küche-Putzen und Betten-Machen, musste ich allerdings im Laufe dieses gefühlten Ewigkeitsmonats noch ganz andere Dinge machen. Die Top-Drei:
Auf Platz 3 kommt das „Keller-Ausmisten“, das darin bestand, alle Spinnen aus Kisten zu bekommen, die sich während der letzten 100 Jahre angesammelt hatten. Als geübte Arachnophobin fühlte sich das wie die Todesstrafe an – man fand mich also zwei Tage lang heulend im Keller stehen, bis alle Kisten spinnenfrei waren (und ich endgültig eine Therapie brauchte).
Für Platz 2 würde (und sollte) diesem Familienbetrieb wohl sogar irgendeine gastronomische Lizenz entzogen werden: Die Urlaubsgäste, die hier das gesamte „Ferien am Bauernhof“-Package erwarteten, wollten jeden Morgen Frühstückseier von den eigenen Hühnern, die täglich am Hof herumliefen. Da die Bäuerin aber wirklich absolut nicht alle Latten am Zaun hatte, musste ich jeden Tag in der Früh von gekauften Eiern die auf der Schale gestempelte Kennzeichennummer runterrubbeln. Währenddessen versteckte die Irre aus der Einöde die eigenen Freilandeier in der Speisekammer, für wen auch immer.
Platz 1 der absurdesten Arbeitsaufgaben geht unbestritten an die Anweisung der Bäuerin, ein Wespennest während der scheinbaren Abwesenheit aller Viecher am Dachboden zu entfernen. Da mein innerer Kammerjäger kreischend in Panik verfiel, blieb es allerdings nur bei dem Versuch.
Im Nachhinein würde ich gern meinem 16-jährigen Ich eine watschen, allen Familienmitgliedern einzeln ins Schienbein treten und alle Kühe frei lassen – aber naja, ich meide jetzt einfach Bauernhöfe.