Leider hat nicht jeder reiche Eltern – die meisten Menschen, die sich noch in Ausbildung befinden, nutzen also die Sommermonate, um die Haushaltskasse ein bisschen aufzubessern. Dabei ist man gerade in jungen Jahre bereit, „Erfahrungen zu sammeln“, was soviel bedeutet wie: „Dinge tun, die man eigentlich nicht tun will“. Haben wir auch gemacht. Das ist uns dabei passiert. Und so haben wir dabei ausgesehen.
Rachel Kernleitner – Kaviar-Nails
Wer sich im Hochsommer durch die von Shopping-Touris überlaufene Münchner Innenstadt kämpft, ist hart – wer dann noch in einer Parfümerie landet, ist härter. Im Sommer 2014 verbrachten eine Freundin und ich zwei Wochen in einer dieser Parfümerien und lackierten im Rahmen einer Nackellack-Promotion halb München die Fingernägel. Das Ergebnis der Maniküre war genau so schrecklich wie unser Aufzug im Dirndl.
Zur besagten Wiesn-Promotion galt es, die rosa-weiß-karierte Sonderedition mit 18 schön-schrecklich grellen Nagellacken an den (gepflegten) Mann oder die Frau zu bringen – Special: Kaviar-Nails. Von diesem Trend habe ich vor und nach der Promotion nie wieder etwas gehört; unser damaliger Ansprechpartner versicherte uns aber, dass dies der heißeste Shit der kommenden Wiesn-Saison werden würde. Super – mit Trends und der Wiesn kannten wir uns aus, mit Nagellack und Maniküre nicht so, aber das war für den Ansprechpartner sowieso zweitrangig.
Nach dem 15-minütigen Crashkurs inklusive Firmengeschichte, Produktlinien und Hygienevorschriften für KosmetikerInnen (die erforderliche Ausbildung dauert eigentlich zwei Jahre) hieß es: „The stage is yours“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Unser Promotionstand war erhaben auf einer Bühne im Eingangsbereich einer zentral gelegenen Parfümerie aufgebaut und jede Kundin, deren Nägel nach Kaviar verlangten, musste erst die Bühne und dann einen der Hocker erklimmen, wo auch wir thronten.
Oben angekommen wurde dann lackiert was das Zeug hielt. Den wenig gesundheitsförderlichen Geruch von Nagellack und Aceton galt es zu umgehen, indem wir flach durch den Mund atmend nur noch die Hälfte des Sauerstoffs zu uns nahmen. Den Kundinnen hingegen schien der beißende Geruch von Nagellack und -entferner eher zu Kopf zu steigen – anders konnten wir uns ihre enorme Freude über das Ergebnis der stümperhaften Maniküre nicht erklären. Selbst der Schwindel über die Dauer des Halts der Kaviar-Nails konnte die Freude der Kundinnen nicht trüben und viele hielten ihre Maniküre instant-fotografisch fest. In unseren billigen Dirndln wirkten wir scheinbar ähnlich fotogen wie Maskottchen, weswegen wir immer wieder vor die Linsen fotowütiger Shopping-Touris gezerrt wurden.