Sonne im Gesicht

Ought geht der Post-Punk auch auf dem zweiten Album locker von der Hand. Alles was sie dafür tun mussten? Sich gegenseitig nicht auf den Sack gehen.

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9. November 2014: Ought spielen im Rhiz. Es ist heiß, es ist eng, das Bier schwappt, das Publikum auch. Im April veröffentlichte die Post-Punk-Band aus Montreal mit »More Than Any Other Day« ein Debüt, dass Ende 2014 auf vielen Listen des Jahres steht, die mehr als okaye EP »Once More With Feeling« ist noch ganz frisch.

Prediger im T-Shirt

Nach dem Konzert steht man so wie die Band im T-Shirt noch lange draußen, obwohl es eigentlich zu kalt dafür ist. Später liest man in einem Interview, dass das eines der intensivsten Konzerte der Tour war. Ein schöner Nebensatz. 6. August 2015: Ought spielen im Chelsea. Es ist heiß, vor allem, weil es draußen heiß ist; es ist nicht ganz so eng, das Bier schwappt nicht mehr so sehr, auch weil die Hitze lähmt. Vom neuen Album kannte man bereits zwei Tracks. Beim ersten – »Men For Miles« – galoppieren Schlagzeug und Bass aus dem Stand heraus nach vorne. Frontmann Tim Darcy zieht Worte in die Länge, wechselt zwischen hohen, spitzen Tönen und tiefer Stimme. Sein Sprechgesang macht ihn einmal zum Prediger, einmal zum desinteressierten Passanten. Man glaubt er verstolpert den Einsatz, doch er reitet jeden Beat souverän.

Lichtblicke

Ought haben in den neun Monaten seit ihrem letzten Wien-Konzert viel Routine gesammelt. Sie reden das Nötigste, halten die Pausen kurz, ohne dabei lustlos zu wirken. Man merkt, dass die Band auf Tour zusammengewachsen ist und man liest, dass die Aufnahmen für das zweite Album unkompliziert verlaufen sind. Der zweite schon bekannte Song ist das fast acht Minuten lange »Beautiful Blue Sky«. Es zeigt mehr denn je, wie die Band selbst dunklen Themen Positives abgewinnt: »I’m not longer afraid to die, cause this is all that I have left. Yes, Yes. And I’m no longer afraid to dance tonight, cause this is all that I have left. Yes, Yes.« Nach gut fünf Minuten ist man mitten im instrumentalen Post-Rock angekommen. So klingen ein blauer Winterhimmel und letzte Sonnenstrahlen im Gesicht. Die Tage nach dem Konzert und mit der Platte machen es immer deutlicher: »Sun Coming Down« ist wärmer und verspielter als das Debüt und steht ihm um nichts nach.

"Sun Coming Down" ist via Constellation erschienen.

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