Sich selbst in den Arm nehmen – Sophie Lindinger und ihr Debütalbum als Solokünstlerin

Sophie Lindinger, die Österreichs Musiklandschaft seit Jahren mit Projekten wie Leyya (mit Marco Kleebauer) oder der Supergroup My Ugly Clementine prägt, hat ihr selbstbetiteltes Debütalbum als Solokünstlerin veröffentlicht.

© Hanna Fasching

Es fällt nicht schwer, sich Sophie Lindinger mit der Gitarre auf den Knien auf der Bettkante sitzend vorzustellen, während sich diese zehn Songs ihren Weg nach draußen bahnen: Die Akkorde lösen sich von den sechs Saiten, die Töne entwischen den Stimmbändern und langsam füllt sich das Schlafzimmer mit »Sophie Lindinger«, dem neuen Album der Musikerin.

Reduziert auf Gitarre, dezente Percussion und Lindingers unverstellten Gesang, kommt dieses Solodebüt mit ruhiger Intimität daher. Denn viel mehr braucht die Multiinstrumentalistin nicht, um eine Album mit zehn Liedern zu füllen. Hie und da mischen sich ein paar verspielte Synths, ein gezupfter Kontrabass oder eine E-Gitarre darunter, all das ist aber nur Beiwerk zu Lindingers mal kräftig-heller, dann wieder brüchiger Stimme, die das gesamte Album trägt.

Bewältigungsstrategie

Gespielt, nicht geprobt – das Album klingt fast so, als wären die Lieder anfänglich nicht für ein größeres Publikum, sondern vielmehr als Bewältigungsstrategie entstanden. So authentisch und unmittelbar, dass man sich beim Zuhören fast ein bisschen voyeuristisch vorkommt. Als würde Lindinger direkt aus ihrem Tagebuch singen, erzählen die Lieder von Herzschmerz, Depression, Liebe und Sehnsucht nach einem anderen und sich selbst.

Dabei wird auf »Coffee« die Tasse Kaffee in der Früh zum Sinnbild für eine vergangene Liebe, während »Familiy Tree« mit fast magisch anmutendem Pizzicato träumerisch von den Schwierigkeiten erzählt, sich selbst zu lieben: »It’s hard to give myself what I’ve been told to get from someone else.« Es sind Zeilen wie diese, die ganz nebenbei Lindingers lyrisches Feingefühl offenbaren. »These are the days that teach me who I’ll be«, singt sie mit brüchiger Stimme.

Anders das Schlussstück »The Winner«, das – mit Ukulele statt Gitarre – geradezu beschwingt daherkommt. Upbeat Percussions und dezente Synths lassen so etwas wie Leichtigkeit durchblitzen.

Sophie Lindinger »Sophie Lindinger«

Das selbstbetitelte Solodebüt von Sophie Lindinger ist am 10. Februar 2023 erschienen. Die nächsten Konzerttermine der Musikerin lauten: 24. Februar, Wien, Konzerthaus (mit Mira Lu Kovacs) — 15. März, Linz, Posthof — 16. März, Graz, Orpheum Extra — 5. April, Wien, Rote Bar.

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