»Steep« funktioniert wie ein Kurzurlaub, schwächelt aber auf der Langstrecke.
Freunde der Berge, das ist ein Genuss! Tief verschneite Hänge, Weitsicht ohne Ende, ein bis zwei Brettl und a gführiger Schnee. Da fehlt zwar Wolfgang Ambros im Soundtrack, trotzdem fühlt sich „Steep“ mindestens so österreichisch an wie Red Bull. Das ist es zwar nicht, aber die ersten Stunden in Ubisofts Alpenwunderwelt spielen sich wie ein interaktives Werbevideo für Kitzbühel und den Dosenfabrikanten: Elendslange, unverspurte Hänge, sehnsüchtige Blicke zu entfernten Gipfeln und ein uneingeschränkt erscheinendes Unterhaltungsprogramm.
Wer nicht boarden will fährt eben Ski oder schmeißt sich mit dem Wingsuit von der Klippe. Und den Gleitschirm gibt’s oben drauf. Überall locken Herausforderungen und neue Startpunkte, die entdeckt werden wollen. Überall sind chillige Dudes in nicen Outfits unterwegs und natürlich kann gelevelt und personalisiert werden. Immerhin versucht sich „Steep“ als MMORPG des winterlichen Adrenalinsports – Onlinezwang inklusive.
Über die ersten Stunden hinweg fühlt sich das an wie ein kleiner Skiurlaub.
Ein entdeckter Gipfel nach dem anderen dient als Ausganspunkt für neue Routen, manche Herausforderungen wecken den Ehrgeiz, andere sorgen im Vorübergleiten für ein paar pittoreske Momente. Je nach Art des Events sind Geschwindigkeit oder Tricks gefragt, immer will zuerst das Gelände erkundet werden, bevor echte Höchstleistungen möglich werden. Aber dann taucht da langsam das Gefühl auf, zu wenig Einfluss zu haben; schleichend erst, dann immer offensichtlicher. Der Hauptteil der Herausforderung steckt im Timing des Absprunges. Dann wird einfach wild gedreht und nach den Brettern gegriffen und am Ende bleibt ein bisschen unklar, was wie viele Punkte bringt.
Dass der überwiegende Teil der im Netz zu findenden Kritik am Spiel sich auf die nicht zufriedenstellende Sprungsteuerung bezieht, ist keine große Überraschung. Die Flugdisziplinen dienen über weite Strecken dem reinen Panoramagenuss. Der Kern des Spiels bleiben die Schanzen und dort schwächelt die Steuerung.
Motivierend sind einige Event-Typen trotzdem. Und wo die Motivation nachlässt, wartet schon die nächste Herausforderung. Aber zum echten Verbeißen in die Jagt nach der perfekten Linie, dem perfekten Sprung, ist die Steuerung in »Steep« zu variantenarm und zu schwammig.
„Steep“ ist ein herrlicher Ausflug für zwischendurch: ein paar Runden über den Berg, am besten in Begleitung. Und dann der gemeinsame Einkehrschwung abseits des Bildschirmes. Nach längerer Zeit im Schnee geht dem Spiel aber ein wenig die Puste aus. Dann fehlt das Gefühl, besser zu werden und über sich hinaus zu wachsen. Aber hey! Nach einem Tag abseits des Schneegestöbers, macht Wiedersehen Freude.
»Steep« (Ubisoft) ist bereits für PS4, Xbox One und PC erschienen.