Design-Innovationen entstehen oft im Nischenbereich. Das beweisen markttaugliche Fahrrad-Entwürfe aus Österreich wie das Woom-Kinderrad und das faltbare Vello.
Fahrrad in 2 Sekunden
Die industrielle Fertigung hat auch Valentin Vodev im Blick, doch vorerst muss er seine Vello-Bikes in einer kleinen Stückzahl am Markt positionieren. Die Aussichten auf Erfolg sind nicht schlecht. Denn auch Vodev ist ein Spezialist für Fahrräder, wurde für seine Entwürfe mehrfach international ausgezeichnet. Gemeinsam mit seiner Partnerin Valerie Wolff befindet er sich gerade mitten in der Markteinführung. Zwar ist die Konkurrenz im Segment der faltbaren Räder groß (man denke allein an die tollen Londoner Brompton-Räder!), doch es gibt einige gute Argumente für Vello aus Wien: Zuallererst der Faltmechanismus, der mit einem Magnet-Stoßdämpfer funktioniert und bereits patentiert wurde. Tatsächlich braucht es nur eine einzige Bewegung, um das Rad in zwei Sekunden um die Hälfte zu verkleinern (und umgekehrt). "Bei Brompton liegt der Weltrekord bei elf Sekunden", so Vodev.
Warum die Vello-Bikes diesen Vorteil haben, ist leicht erklärt: Man kann sie nicht so klein zusammenfalten, was auch die Intention des Erfinders ist. "Man ist schnell in der U-Bahn oder in jedem Aufzug. Das genügt aus unserer Sicht." Außerdem erlaubt der Mechanismus, dass das Rad auch im gefalteten Zustand rollbar bleibt. Und Rollen statt Tragen hat eindeutig Vorteile. Natürlich ging es Vodev auch darum, das Optimum an Leistungsfähigkeit für ein Stadtrad rauszuholen, um auch in dieser Hinsicht seine Konkurrenz hinter sich zu lassen, die er mit 890 bis 1.500 Euro (je nach Modell) auch preislich herausfordert.
Ende September haben Vodev & Wolff drei Varianten ihres Vello-Bikes vorgestellt, zugleich startete die Finanzierung des Projekts über die Plattform Kickstarter. Für die Entwicklung hatte Vodev Förderungen vom AWS und der Wirtschaftsagentur Wien bekommen, doch für den Markt gibt es aus wettbewerbsrechtlicher Sicht keine Chance auf staatliche oder städtische Unterstützung. Also Crowdfunding, und das durchaus erfolgreich. 15.000 US-$ waren das Ziel, sechs Tage vor (Redaktions- und) Finanzierungsschluss waren es bereits 23.000 US-$. "Wir haben jetzt bereits die Produktion gestartet. Die ersten 20 Modelle kommen im Dezember und werden im Winter intensiv getestet, zum Beispiel von Fahrradkurieren. Die Verbesserungen fließen dann schon in unsere erste Tranche für den Markt ein, die im März da sein wird." Mit anderen Herstellern haben Vodev und Partnerin Wolff zwar schon Gespräche geführt, doch bislang ist man auf sich allein gestellt. Das soll allerdings nicht so bleiben, denn gerade im Vertrieb will man mit etablierten Partnern zusammenarbeiten.
An der Entwicklung der Vello-Räder waren neben Vodev übrigens auch der Designer Peter Illera sowie Paris Maderna beteiligt. Letzterer ist in der Fahrradszene durchaus kein Unbekannter, entwickelt er doch bereits seit 1996 unter dem Label MCS Bike Fahrräder für alle Lebenslagen. Ein Highlight aus seiner Fahrzeugflotte ist das Lastenrad Truck, das bis zu 120 Kilogramm transportieren kann. Neun oder mehr Getränkekisten lassen sich so per pedes befördern. An Innovationen fehlt es den kleinen heimischen Fahrradentwicklern also nicht. Und allesamt wissen sie: Vergesst Bike-Rendering, worauf es ankommt, ist die Street Credibility.
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