»Streets of Rage 4« ist hochwertiges Fan-Service für die Jugendlichen der 90er und verpasst altem Spielgefühl einen neuen Anstrich.
Beat-’em-ups wie „Streets of Rage 4“ gehören zur stetig wachsenden Gruppe von Videospiel-Genres, die das Medium geprägt haben, um irgendwann fast zu verschwinden, aber eben doch nie in Vergessenheit zu geraten. Spiele-Serien wie »Golden Axe« und »Double Dragon« gehörten zu den Bad Boys manch jugendlicher Spiele-Regale. Dass in Deutschland auch in diesem Genre gelegentlich indiziert wurde, ist rückblickend fast amüsant.
»Streets of Rage« hat vor allem mit dem zweiten Serien-Ableger eine der Sternstunden der Beat-’em-up-Ära hervorgebracht. Einen dritten Teil gab’s noch und dann herrschte 25 lange Jahre Ruhe um die prügelnden Ex-Cops Alex, Adam und Blaze. 25 Jahre in denen die Zwillinge von Ober-Bösewicht Mr X zu eigenständigen Bösewichten heranwuchsen, denen nun im vierten Teil das Handwerk gelegt werden muss.
Um die Wiederauferstehung der Serie möglich zu machen, haben sich mit Lizardcube, Dotemu und Guard Crush Games gleich drei Entwicklungs-Studios zusammengeschlossen; und mit ihnen ganz offensichtlich auch große Fans der Serie. Denn selbst wenn der neue Comic-Look manchem Nostalgiker zu innovativ erscheinen mag, ist »Streets of Rage 4« in erster Linie ein Hochleben-Lassen lieb gewonnenen aber in den Erinnerungen langsam verblassenden Spielgefühls. Leichter schlag, harter Schlag, Wurf. Dazu zwei Spezialattacken, das war’s. Nach dem ersten Boss fängt der rechte Daumen ein bisschen an weh zu tun. Und immer wieder hauen Axel und Co zwischen Horden aus Feinden ins Leere, weil die Dreidimensionalität der Spielwelt in der 2D-Darstellung eben nicht immer ganz so einfach zu erfassen ist.
Neben der handgezeichneten, neuen Optik wurde für den vierten Teil auch ein fetziger neuer Soundtrack kreiert. Wer aber Pixel-Look und Synthi-Beats der 90er vermisst, muss nur einen Abstecher in die Einstellungen machen, um parallel zum Spielgefühl auf die Regler von Video und Audio auf Retro zu drehen. Mit Spielfortschritt können sogar pixelige Originalcharaktere der Vorgänger freigeschaltet werden – nicht nur als Skin, sondern mitsamt ihren Mooves und Fähigkeiten.
„Streets of Rage 4“: Hochform im Koop-Mode
Zur Hochform laufen Beat-’em-ups immer erst im Koop auf – lästiges Friendly Fire inklusive. Bis zu vier Personen können in »Streets of Rage 4« vor einer Konsole für Chaos in den Straßen sorgen. Und wer zeitgemäß die Distanz bevorzugt, kann online zumindest zu zweit losziehen. Das funktioniert ganz gut. Nur die Möglichkeit in eine laufende Runde ein- und wieder aus ihr auszusteigen fehlt bislang noch. Aber da lässt sich ja eventuell noch was machen.
»Streets of Rage 4« richtet sich ganz klar an die Fans von damals. Und das tut es konsequent und mit Stil. Das ruppig chaotische Gameplay ist ganz so, wie es in Erinnerung geblieben ist. Und die freispielbaren Charaktere sind ebenso wie die Sound- und Bild-Einstellungen gut platziertes Fanservice. Ob das auch Leuten Spaß macht, die sich von Yuzo Koshiros Menü-Musik nicht in ihre Jugendzimmer zurückversetzt fühlen, ist als Teenie der 90er schwer zu beurteilen.
»Streets of Rage 4« ist bereits für PC und Konsolen erschienen.