Mit dem Prime Festival gibt es bald ein neues mehrtägiges Musikfestival in der Nähe von Wien. Der Fokus soll ganz auf „Local Talent“, Underground Musikkultur und exzellenten Soundsystemen liegen.
Vom 8. Bis 11. September 2016 findet in der Ruine Markgrafneusiedl zum ersten Mal das „Prime Festival“ statt, das es sich zum Ziel gemacht hat, österreichische elektronische Underground Musik & Soundsystemkultur zu feiern. Wir haben vorab mit dem Kernteam Thomas Scheck, Alexander Gamrith und Samuel Adedeji über die Hintergründe zum Festival, einen potentiell neuen Club in Wien und die Abgrenzung von kommerziellen Großfestivals gesprochen.
Ein dreitägiges Festival mit 15 Crews und 100 DJs ist ein sehr ambitioniertes Projekt. Wie entstand die Idee dazu?
2014 haben wir uns das erste mal zusammengesetzt und angefangen ein Konzept auszuarbeiten, damals noch für einen Nachtklub, welcher hoffentlich bald aufsperren darf.
Ein neuer Club? Wo soll dieser entstehen und wann ist mit der Öffnung zu rechnen?
Der Standort befindet sich im ersten Wiener Bezirk und die Zwecksumwidmung des Objekts liegt gerade beim Magistrat der Stadt. Wenn alles gut geht, hoffen wir bis zum Ende des Jahres geöffnet zu sein. Musikalisch wird sich das ganze in einem ähnlichen Spektrum wie unser Festival bewegen. Betrieben wird der Club dann auch vom Team des Prime Festivals, das in verschiedenster Hinsicht schon jahrelange Erfahrung im Festival & Gastrobereich mitbringt. Viel mehr wollen wir noch nicht verraten, aber es wird auf einem Floor mit Musik und einem kleinen Bereich zum Chillen ein Fassungsvermögen von ungefähr 250 Menschen geben.
Ursprünglich also aus der Bestrebung heraus einen Club zu öffnen, habt ihr das Prime Festival aus dem Leben gestampft und es in der Ruine Markgrafneusiedl in Niederösterreich angesiedelt. Warum gerade dort und welche Beziehung habt ihr zu der Gemeinde und den Anrainern?
Vor drei Monaten ergab es sich für uns, das historische Gelände der Ruine Markgrafneusiedl zu benutzen, welches für ein Festival mehr als geeignet schien. Dort finden regelmäßig andere Feste statt, und die Gemeinde hat uns in unseren Vorbereitungen sehr unterstützt. Es ist das erste mal, dass es dort ein mehrtägiges Event geben soll, aber wir sind gut vorbereitet, haben das Camping Areal von den Anrainern abgegrenzt, verwenden ein Mehrweg-Mülltrennsystem, haben Ordner die als „Waste-Watchers“ gebrieft werden und wollen natürlich, dass es dort nach dem Festival wieder so aussieht wie davor, wenn nicht sogar schöner (lacht).
Musikalisch bewegt sich das Prime von Drum’n’Bass, Future Bass, über Techno bis hin zu Psytrance. Ein relativ breiter Bogen, der auf 5 Stages gespannt wird. Gibt es unter diesen Genres so etwas wie einen gemeinsamen Nenner für euch?
Der Bogen ist sehr breit aber lange noch nicht überspannt. In unserem näheren Umfeld wird verschiedenste Musik gehört und so kam eines zum anderen. Die Crews & DJs die mitmachen kommen zum Teil aus unserem Freundeskreis, sind uns musikalisch positiv aufgefallen oder haben sich auch selbstständig beworben. Es ist schön zu sehen, dass sich so viele Leute gemeldet haben, weil sie an diesem Projekt teilhaben möchten.
Die involvierten Crews und DJs sind mit ein paar Ausnahmen fast ausschließlich österreichisch. Ist dieser Schritt im Zeitalter großer kommerzieller Festivals, die sich mit internationalen und immer größeren und „besseren“ Lineups gegenseitig ausstechen wollen ein bewusster Schritt in die entgegengesetzte Richtung?
Ja so ist es! In erster Linie geht es uns um die Musik und ihre Hörer. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden und wagen somit den Versuch, da wir der Meinung sind das es viele Locals gibt die ebenso darbietungswürdiges Programm abliefern. Ausschlaggebend war auch, dass wir 2015 nach längerer Zeit wieder gemeinsam auf ein größeres Festival gefahren sind und wir bitter enttäuscht wurden und den alten Spirit früherer Festivals zutiefst vermissten. Zu kommerziell, zu viel EDM, zu wenig qualitative Musik im Vordergrund. Wir sind am Tag der Anreise noch mit dem Auto wieder nach Hause gefahren und haben damals schon vom eigenen Underground Festival geträumt.
Weil es gerade in der elektronischen Musik immer noch sehr ungleiche Zustände gibt: Legt ihr einen besonderen Augenmerk darauf weibliche DJs zu fördern?
Wir hielten unsere Augen bewusst offen, um talentierte weibliche DJs zu finden, die bei unserem Festival mitwirken und in weiterer Folge dann auch ins regelmäßige Clubprogramm eingebaut werden sollen. Wir glauben zwar nicht an Quotenregelungen im Bookingbereich, aber es wird auf jeder Stage und in jeder Musikrichtung mindestens eine Frau zu hören sein und hoffentlich fühlen sich viele weitere davon ermutigt in Zukunft selbst Hand an den Plattenspielern oder CDJs anzulegen.
Von der Wiener Innenstadt ist man in ungefähr 40 Minuten mit dem Auto in Markgrafneusiedl. Wird es Shuttles geben oder gibt es eine gute öffentliche Anbindung?
Klar! Es wird einen eigenen Shuttle Bus geben der von der U2 Station Hausfeldstraße direkt zum Festivalgelände fährt. Die Busfahrt dauert ziemlich genau 15 Minuten.
Vorausgesetzt alles läuft wie ihr euch das vorgestellt habt, denkt ihr an eine jährliche Fortsetzung des Festivals? Falls ja, ist der „local“ und „underground“ Gedanke fest verankert oder könnt ihr euch vorstellen in Zukunft auch international zu buchen?
Ja. Der Fokus auf die Szenen in und um Österreich ist bei diesem Event fest verankert, wir arbeiten aber auch parallel an weiteren Formaten, bei denen durchaus auch viele Internationale Künstler vertreten sein werden. Eine jährliche Fortsetzung des Prime-Festivals ist geplant und wir hoffen, dass wir nächstes Jahr mehr als 3 Monate Arbeits und Promozeit haben werden, um noch mehr Menschen ansprechen zu können.
Das Prime Festival findet vom 8. – 11. September 2016 in der Ruine Markgrafneusiedl in der Nähe von Wien statt und ließ sich verschiedene Stages von Kollektiven wie Klub Sirene, Bass Trace, Beat Science, Techno Sonntag, uvm. kuratieren.