Manche T-Shirts sind wie gute Freunde. Deswegen zeigen wir in jeder Ausgabe ein paar Lieblingsshirts, hinter denen auch eine Geschichte steckt. Diesmal hat Ursula Röck die Modelle ganz schön hängen lassen.
Elke Bitter, 35, Fotografin und Sängerin (© Ursula Röck)
Ich hatte nie ein oranges Kleidungsstück im Kasten. Aber letztens war ich im Fluc und der Dauerwelle-Flohmarkt ebenfalls. Seither blitzt dieses T-Shirt zwischen meinen schwarzen, weißen und grauen T-Shirts in der Kommode hervor. Was mich sofort überzeugte, war nicht nur die bisher verschmähte Farbe, sondern auch das Bügeleisen. Das richtige Bügeleisen wird von mir vielleicht 2- bis 3-mal im Jahr benutzt und T-Shirts bügle ich schon gar nicht. Also nur für den äußersten Notfall wird geglättet: Familienfeier, Bewerbungsgespräch und dergleichen. Ansonsten: Bügelfrei! www.elke-bitter.at
Karo Szmit, 31, Künstlerin (© Ursula Röck)
Dieses T-Shirt hat meine Oma vor über 20 Jahren auf dem Weg nach Australien gekauft. Sie besuchte dort eine ihrer Töchter, die ihr, aus Polen stammend, in die Welt davongelaufen waren. So auch meine Mutter. Damals wollten wir auch nach Australien, aber es ging sich nicht aus. Ich mag dieses Shirt neben seiner ästhetischen Großartigkeit vor allem auch wegen der Vorstellung, wie meine Oma durch den Flughafen von Singapur schlendert. www.karoszmit.blogspot.com
Martin-Wiesbauer
Michael Vasold, 39, Sozialpädagoge (© Ursula Röck)
Als der Herr Anzugträger des marokkanischen Zolls mit mir eine arabische Konversation begann, verstand ich nur Bahnhof. Das „Our world is not for sale“ habe ich dann verstanden – das steht ja auch auf dem Shirt, halt nicht in Englisch. Wenig später war seine Neugier befriedigt, ich war nicht ganz ehrlich und durfte ausreisen. In Marokko ist Attac bzw. zivilgesellschaftlicher Aktivismus illegal – das Shirt bekam ich von Omar geschenkt. Danke! www.attac.at
Ursel Nendzig, 28, Autorin, liebt Seifenopern, lebt in Wien. (© Ursula Röck)
Das T-Shirt ist ziemlich hässlich, das kann man schon so sagen. Es ist zu kurz, das Halsbündchen ist schon herausgeschnitten, der „Soap Star“-Aufdruck glitzert aufdringlich und ein bisschen eng ist es mittlerweile auch. Für mich ist es trotzdem schön. Denn meine beste Freundin hat dasselbe Modell und wenn ich es mir ansehe, denke ich an sie. Das T-Shirt liegt seit Langem schon ganz hinten im Kasten. Aber manchmal hol ich es hervor, denke an alte und neue Zeiten und freu mich eine Runde.