Die Konventions-Brecher Laibach wandeln am schmalen Grat zwischen Pop und Politreligion. Am 16. Mai in der Szene Wien.
Laibach in wenigen Sätzen zu beschreiben, um erschöpfend dem Gesamtkunstwerk Laibach gerecht zur werden, ist völlig unmöglich. Nicht zuletzt, weil das Gesamtkunstwerk Laibach in ein größeres Kollektiv mit dem Namen NSK (Neue Slowenische Kunst) eingebettet ist. Dieser Schmelztiegel aus Kunst, Kultur und Totalitarismus in all seinen Spielarten beschäftigt Laibach seit mehr als 30 Jahren und schaffte es zumindest in den ersten zehn Jahren der eigenen Geschichte mit einem geschickten Remix aus Popkultur und der Codierung totalitärer Systeme vom Faschismus zum Christentum seine Beobachter und Kritiker zu provozieren, die reihenweise in die Fallen der eigenen Halbbildung tappten.
Musikalisch bestand für Laibach niemals die Notwendigkeit zu covern, aber gerade die Neu-Interpretation harmloser Popwerke im selbsterschaffenen NSK-Kontext zeigt den radikalen Kern der Vorlagen und wandelt genau damit auf dem schmalsten Grat zwischen Pop und Politreligion. Dass gerade das vorletzte Album "Volk" mit der Verlaibachung von Nationalhymnen den umgekehrten Weg ging, war nach 25 Jahren eine künstlerisch konsequente Punktlandung ohne Beispiel.
Laibach auf der Bühne ist ein immer ein Großereignis, solange das Programm nicht monolithisch konzeptionell durchgezogen wird. "Laibachkunstderfuge" in voller Länge ist schon schwieriger zu verarbeiten als ein geradliniges Best-Of. Aber der Laibach-Konsument nimmt dankbar alles, denn er ist ja auch NSK-Staatsbürger und bringt seinen NSK-Pass mit zur Show, wo er dann sachkundig abgestempelt wird. Am Merchandise-Stand gibt es außerdem Devotionalien, die ihresgleichen suchen: Taufkerzen, Fez, Babylatz, Briefmarken, Krawatten, etc.
Laibach
16. Mai 2011
Wien, Szene Wien
