"Was schaust du gerade?" ist zu einer so alltäglichen Frage geworden wie früher die nach der richtigen Musik. Die Youki in Wels widmet Serien jetzt einen Schwerpunkt von "Twin Peaks" bis "Game Of Thrones".
Wayne’s World zelebrierte sowohl das Serienformat, als auch die Pop- und Jugendkultur und prägte diese gleichzeitig mit. Die Fähigkeit, Popkultur und Jugendsprache mitzuformen ist ein Merkmal vieler kultiger Serien (ein Meister hierfür ist vor allem Joss Whedon). Doch das ist nicht die einzige Bereicherung von TV-Serien für die Jugend(kultur). Darüber hinaus bringen sie Jugendliche mit unterschiedlichen Identifikationsmöglichkeiten in Kontakt. Hochwertiges Character-Design muss nicht mehr nur in Filmen gesucht werden.
Gender- und Schönheitsnormen werden im Heimkino zersetzt und Inhalte konkret auf ein junges Publikum abgestimmt. Vor allem Großbritannien hat hier zum Beispiel mit “Skins”, “My Mad Fat Diary” und dergleichen medienwirksame Vorbilder sowohl für Jugendliche, als auch für das US-Fernsehen geschaffen. In Lisa Simpson, Tina Belcher aus “Bob’s Burgers” und Lena Dunhams “Girls” findet man weitere Möglichkeiten, Figuren mit Identifizierungsmöglichkeiten und Vorbildwirkung beqeuem von zuhause aus anzuzapfen.
Diese Art der Identitätsfindung im Hinblick auf Genderthematiken und Emanzipation sind wie immer wichtige Themen des Festivals. Die Youki will zum Diskurs animieren und schafft dies auf spielerische, liebevolle Art und Weise. Dies spiegelt sich auch im Programm des internationalen Wettbewerbs wider. Filme wie “How Do You Like My Hair?”, “Camouflage” und “Penile Code” sind nur ein paar der ausgewählten Schmankerl der diesjährigen Selektion, die formschön und begeisternd Gegebenheiten hinterfragen und Grenzen ausloten.
Serie als soziales Ereignis
Serienfans wissen: Dem Konsum haftet etwas Rituelles an. Das Teilen des Serien-Erlebnisses mit Anderen ist mindestens genauso wichtig wie die Serie selbst. Hier findet ein Austausch statt, der die Verbundenheit zur Serie, sowie die Anteilnahme steigert. Public Viewings funktionieren als Serienabend in größerer Dimension. Diese Tendenz beginnt beim “Tatort” und reicht bis zur Viennale-Vorführung hochkarätiger Serienformate. Die Youki – ihres Zeichens ein wiederkehrendes, serielles Event – setzt diesen Aspekt des Serien-Schauens heuer in Szene und verdeutlicht vor Ort die Relevanz dieser Entwicklung mit einem Schwerpunktprogramm, bei dem Filmvorführungen durch Lectures ergänzt werden.
Medien vermischen sich ohnehin zunehmend, der Zugriff auf Film und Serien findet auf immer kleiner werdenden, mobilen Geräten statt, greift vom Internet aufs Fernsehen über und wieder zurück. Die Allgegenwärtigkeit dieses formatübergreifenden Konsums findet im Programmfokus “Serien” des Youki International Youth Media Festivals Beachtung. Auch die Beziehung von Qualität und Quantität, sowie die Frage “Was kann Kino, was Fernsehen nicht kann?” (und umgekehrt) stehen zum Thema.
Über Youki: Youki vereinnahmt mit ihrem Rundumprogramm die Herzen von Filmschaffenden und -KonsumentInnen gleichermaßen. Jugendgefühle werden durch einen Enthusiasmus geweckt, der sich in der gesamten Organisation und Durchführung durch große Liebe zum Detail deutlich macht. So fühlt sich die Youki wie eine große, gemeinschaftliche Party an, die sich über die Nightline (die Abendgestaltung des Festivals) hinaus erstreckt.
David Lynchs Mystery-Soap "Twin Peaks" ist ein spezieller Schwerpunkt gewidmet. Neben einer Lecture und einem Screening der Pilot-Episode findet außerdem eine Prozession zu Ehren der “Twin Peaks”-Hauptfigur Laura Palmer statt. Zudem werden ausgewählte Ausschnitte von "Wayne’s World" aus den genannten Sketchserien, sowie Penelope Spheeris‘ Leinwandversion im englischen Original gezeigt.
Die Youki findet von 18. – 22. November 2014 statt.
Mehr Infos unter www.youki.at