In unserem Club-Kalender zeigt euch Luca Niederdorfer jede Woche, was an und in der Wiener Clubszene bemerkenswert ist. Diesmal mit: Nhoah, DJ Hell und vor allem PRIDE!
Es ist Juni und Juni ist Pride-Month! Und am Samstag steht auch schon das Highlight auf dem Plan. Die Regenbogenparade zieht am 8. Juni zum 28. Mal durch die Wiener Ringstraße. Damit wird der öffentliche Raum zum Schauplatz der größten jährlichen Demonstration Österreichs und eines klaren Zeichens für Offenheit, Diversität und Toleranz.
Unsere Gesellschaft hat der queeren Community und ihrem jahrzehntelangen Kampf um gleiche Rechte für alle so viel Positives zu verdanken. Auch die Clubkultur wäre ohne sie wohl nicht dieselbe. Oft wird auf die Wurzeln unserer heutigen Partyszene vergessen und darauf, wie wichtig diese Räume für die queere Community waren und sind. Deswegen – vor allem auf der Pride aber auch in jedem anderen Club-Setting und an jedem Tag – für alle cis-hetero Leute und vor allem Dudes, wie auch ich einer bin: seid da, seid laut und unterstützend, seid Allys! Aber denkt auch daran, dass es dabei nicht um euch geht!
Wie gewohnt, gibt es hier jetzt ein paar Empfehlungen, wo ihr am Wochenende und rund um die Pride feiern gehen könnt. Aber feiern geht eh am Besten auf der Ringstraße. (Fast) ganz ohne Autos und mit vielen tollen Menschen. Und damit das nicht vergessen wird: Bis Sonntag könnt ihr noch von eurem Wahlrecht Gebrauch machen, also bitte nur so lange feiern, dass ihr es dann in der Früh zum Wahllokal schafft. Oder direkt hin, das sei euch überlassen.
Donnerstag
Unser Wochenende startet wie gewohnt am Donnerstag. Fake it ‚til you make it, würde ich sagen. Das perfekte Event für Donnerstagabende gibt es im Ponyhof und es nennt sich passenderweise Afterworkout. einfach nur ein gemütlicher Drink nach der Arbeit und vor dem Wochenende oder doch ein bisschen mehr und schon richtig lange in die Nacht hineintanzen. Geht im Ponyhof beides. Es geht schon ab 20 Uhr los und ihr bekommt Musik von der hauseigenen Ponyhof-DJ-Crew rund um May Kernmayer und MA!A zusammen mit Eva Keiffenheim und Bella Sky. Feine House-Sounds, um sich die Verspannungen der Arbeit aus dem Körper zu tanzen.
Freitag
Um dann so richtig in das gesellschaftlich anerkannte Wochenende zu starten, gibt es gleich ein Open Air für euch. Die Crew von Techno Vienna findet sich im Usus am Wasser ein und hostet dort eine Veranstaltung, die den kreativen Namen Techno am Wasser trägt. Aber stimmt schon, genau das bekommt ihr dort auch. Technobeats und Donauwasser haben sich immer noch vertragen, also was soll auch schief gehen. Die Technobeats kommen aus Wien und das Donauwasser aus dem Schwarzwald aber das geht auch über Landesgrenzen hinweg. Ihr könnt euch auf Musik von lokalen DJs wie Cataleya, Kay Barton und Kreta freuen. Als Draufgabe wurde aber noch der legendäre Berliner Künstler Nhoah eingeladen. Ursprünglich hauptsächlich als Produzent in verschiedensten Genres und mit verschiedensten Deutschen Künstler*innen tätig, tritt Nhoah seit einigen Jahren auch persönlich als Liveact und DJ auf. Ein Act, den man immer wieder, aber auch nicht alle Tage in Wien zu sehen bekommt. Diesmal allerdings nicht in einem unfertigen Hochhaus sondern im Usus am Wasser.
Mindestens genauso hochkarätig wird es am Freitag in der Praterstrasse. Als Headliner steht dort nämlich DJ Hell am Programm. Seit den 90ern ist DJ Hell eine Legende der deutschen und internationalen Elektronischen-Musik-Szene. Unzählige Residencies, Kollaborationen, Erfolge und so weiter, die wir hier bei Weitem nicht alle aufzählen können stehen hinter diesem Namen. Und der Name steht für Musik, die genau diese lange Geschichte mit sich bringt. Inspiriert von Einflüssen der Techno- und House-Szene der 80er und 90er gibt es hier von minimalistischen und melodischen bis hin zu treibenden und basslastigen Klängen alles, was ihr euch wünschen könnt. DJ Hell ist auch Gründer und Inhaber des Labels International Deejay Gigolos, wo ebenfalls genau dieser Sound kuratiert wird. Wenn ihr euch ein persönliches Bild davon machen wollt, ab in die Praterstrasse. Rund um DJ Hell gibt es auch noch Musik von den Locals Dreya und Katia Curie, die das Ganze soundtechnisch abrunden.
Samstag
Samstag ist natürlich ein bisschen tricky. Wie soll man Party-Empfehlungen für einen Tag abgeben, an dem die ganze Innenstadt die schönste Party ist? Versuchen kann man’s ja einmal. Oft sind Leute dann nach dem Ende der Parade ja doch ein bisschen lost. Vielleicht kann euch das hier helfen, euren Weg durch die Nacht und am nächsten Morgen in die Wahlkabine zu finden. Sofern ihr noch reinkommt, lohnt sich der Trip in die Grelle Forelle voraussichtlich für alle, die auf Techno in Reinform stehen. Im Rahmen der Fish-Market-Eventreihe gibt es dort eine Pride-Afterparty mit einem Lineup, das sich sehen lassen kann. Ganz oben auf diesem Lineup steht Boris. Nicht zum ersten mal wird der langjährige Berghain-Resident für die Pride-Afterparty in der Forelle als Magnet eingesetzt. Und warum auch nicht, es funktioniert und es passt. Aber als würde es nicht reichen, ist diesmal auch noch Ben Manson am Start. Diese Legenden der queeren Clubkultur bilden mit dem Resident Gerald VDH das Lineup am Mainfloor, das auf jeden Fall viel verspricht und wahrscheinlich auch halten wird. Am Kitchen-Floor legen Gydah und Caniche auf, zwei zentrale Bestandteile des Female-DJ-Networks Push, die auch schon zum Inventar der Grellen Forelle gehören. Also nix Neues aber muss ja auch nicht sein.
Im Werk gibt es natürlich auch eine Afterparty. Queersphere ist der Name dieses Body-Positivity- und Queer-Raves im Zeichen der Pride. Das Werk positioniert sich sowieso als Ort, an dem Rassismus, Homophobie und Sexismus und Diskriminierung jeglicher Art keinen Platz haben. An diesem Abend wird dieser Fokus noch einmal explizit hervorgehoben um einen Platz zu schaffen, an dem alle sich so zeigen und fühlen können, wie sie es wollen. Also ein guter Ort um nach der Parade weiterzufeiern. Am Line-up des Laster-Floors stehen zum Beispiel Soroush und Alex Sharp, die treibende, sphärische Melodic-Techno-Sounds versprechen. Der Luster-Floor wird vom Wiener Kollektiv Schnell & Stabil gehostet. Die Hardgroove- und Hard-Techno-Sounds dieser Crew bieten die nötige Abwechslung, falls einen die sphärischen Klänge ein bisschen eingelullt haben. Da wird es deutlich schwieriger abzudriften.
Und um die Dreifaltigkeit der Clubs, die in diesem Format wohl am öftesten genannt werden, abzurunden, schauen wir noch kurz, was sich im Flucc so tut. Tatsächlich ist das Event diesen Samstag aber musikalisch sehr anders, als das, was hier sonst so beworben wird. Der Ken-Club, Wiens beliebtester Pop-Club für Gays & Friends, hostet den Pride-Abend am Praterstern, in der Wanne und am Deck. Zwei Floors voller musikalischer und menschlicher Vielfalt. Oben wird es eher klassische Techno-Sounds geben, für alle, die nach einem ganzen Tag noch nicht genug haben. Und unten werden bunte Pop-Hits geballtert, denn es könnten sich in der Club-Szene ruhig alle auch wieder einmal ein bisschen weniger ernst nehmen. Der Ken-Club ist übrigens ein Co-Event von Astronaughty im Camera Club. Also ein Ticket, zwei Events, ordentlich Pop und Spaß.
Damit wünsche ich euch allen eine schöne Pride, passt beim Feiern gut aufeinander auf und habt viel Spaß!
In unserem Club-Kalender halten wir euch wöchentlich auf dem Laufenden. Falls ihr Informationen für kommende Ausgaben habt, wendet euch bitte an diese Adresse.