Ein faires Konzert spielten Kids N Cats gestern im Flex, wie Heath Ledger nachher meinte. Fair wie das Chaos. Schaut selbst.
01 Kids N Cats - Marco Leimer
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Kurz vor der Stagetime war das Flex zwar nicht brechend, aber angenehm voll. Man konnte sich seinen Vodka-Mate also auch ohne langes Anstehen abholen. Mit oder ohne – die jungen, hübschen Leute, die zum Album-Release da waren, waren gut drauf. Weiter vorne fühlte man, dass es darum gehen sollte, die Inhalte, der auf den Rücken drapierten Turnbeutel anständig durchzuschütteln. Hinten gaben die Letzten noch schnell ihre Jacken vom Flohmarkt ab und ziemlich pünktlich und gar nicht so chaotisch trat die Plüschigkeit auf die Bühne: Von Leoparden-Hello-Kitty-Kreuzung (Peter Paul) über Krokodil (Max) und rosarotem-Donny-Darko-Hasen (Marten) bis hin zur Pikachu-Marsupilami-Mutation (Jeanne) fühlten sich alle Katzenkinder sichtlich wohl in ihren Verkleidungen. Gesichter bepinselt. References Overthrown.
Gleich wurde abwechselnd geknarzt, gefunkt, gerappt und gespuckt. Die Bühnendeko verstellte ein bisschen die Sicht auf die Instrumente, was aber eigentlich eh wurscht war. Man wußte ja eh ziemlich genau was da oben passierte. Jeanne warf mit ausufernden Gesten ein wenig Schrägheit in die ersten Reihen und forderte Tanzbeine ein. Schwitzen für den Spaß quasi. Trotzdem nahm keiner der Protagonisten so schnell den Kuscheltierhoodie vom Kopf, weil es halt auch um den Style geht.
Wenn Tanzen Sport ist, sind Kids N Cats wohl Bikram Yoga
Mit mächtig Druck (Vanilla) furzte der Bass durch die Flexröhren und entstaubte ein paar Vintagejacken, die hinten im Backend Garderobe abhingen. Aus dem Publikum schälten sich bald erste „I Love You“ Schreie Richtung alle. Die Bontempi wurde fröhlich gehackt und alle bouncten happy um die Wette. Die vorausseilende Weirdness hatte auch den Wolfgang Möstl angelockt, der glückselig mit seinem Handy Fotos schoss. Auch die Jungs der Stammband des Drummers waren überzeugt und kopfnickten durchgehend Richtung Max und Bühne. Sogar Almut Schäfer Kubelka durfte auf die Stage (Wow). Die raunzte dann halt mal einfach Kanzenjammern ins Mikro. Auch ok. Links von der Bühne machten derweil die ziemlich heißen Sailor-Moon-Flash-Gordon-Cosplay-Merch-Mädels abwechselnd Instagrams und Hyperlapses und klatschten zeitgleich mit den T-Shirt Käufern ab. Ziemlich Internet.
Internet, Carpe Diem, Heath Ledger
So verrückt die Outfits und die Szene waren, so zugänglich die Songs, der jüngst auf Vier aufgeblasenen Formation. Die Drei Singles, von denen "Air" mit seiner ruhigen Lässigkeit am meisten heraussticht, wurden natürlich gespielt. Grundsolide. Kids N Cats können neben Internet auch Musik – Der Hip-Hop-, Elektronik-, Kunst-Eklektizismus geht auf.
Dabei macht es eigentlich keinen Unterschied ob die polyglotte Jeanne (Deutsch, Französisch, Phantastisch) sich verhaspelt oder nicht. Das Nikita-Schnellfeuer penetrierte sowieso die Frontrow und alles wurde gut. Für den letzten Song im regulären Set wurde dann noch mal die gesamte Kuscheltiere-Armada Richtung Publikum zurechtgerückt. So kann man halt besser Richtung Synthie zucken. Natürlich gaben Kids N Cats noch zu: Jeanne erzählte irgendetwas über Carpe Diem, Kittycats und Ella Fitzgerald bevor sie uns dann noch ein letztes Mal an ihrem schönen französischen Argot teilhaben lässt: France Galls "Ella, Elle L’a". Das wurde nicht gecovert sondern nachgesungen und im Anschluss artgerecht zerstückelt. Nais.
Wie meinte Heath Ledger als Joker nachher über das Konzert von Kids N Kids so treffend: „I’m an agent of kaos. And you know the thing about kaos? … It’s fair“.
Das Album Kaos ist am 24. April via Meow Records erschienen.