Mefjus ist ein 172-BPM-Motor

Österreich ist eine Drum’n’Bass-Macht. Mefjus ist einer der Regenten. Mit seiner Blitz EP setzt er neue Signale.

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Wir hatten schon letztes Jahr ein Interview mit Mefjus geführt. Am Musicmeter zählt er laufend zu den Top-Produzenten aus Österreich. Und das zurecht. Camo & Krooked wird man noch lange in einem Atemzug mit österreichischem Drum ’n‘ Bass nennen. Tonangebend sind heute jedoch Producer wie Martin Schober aka Mefjus.

Der äußerst produktive Linzer hat im Dezember seine Blitz EP auf Neosignal releaset. Er ist jedoch nicht nur ein österreichisches Phänomen. Erst kürzlich ist er von seiner gemeinsamen Tour mit Kasra aus Australien und Neuseeland zurück gekommen. Er hat beste Kontakte zu internationalen Artists wie Phace, Ivy Lab oder DnB-Größe Noisia und hat schon einige gemeinsame Projekte mit ihnen umgesetzt. Was uns 2016 erwartet, wie er über 172 BPM denkt und was Mefjus eigentlich bedeutet erzählt er uns im Interview.

Laut Discogs hast du 2015 fünf Releases herausgebracht. In den Jahren davor warst du auch nicht gerade unfleißig vom Touren gar nicht zu reden. Bist du ein Workaholic?

Ich zähle eigentlich mehr:

  1. Saus ft. June Miller auf RAM
  2. Sunday Crunk Remix auf Critical
  3. Reptilians / Clusterfunk ft. Noisia & Hybris auf Vision
  4. Optimum Trajectory EP ft. Rido auf Blackout
  5. Footpath / Leibniz auf Virus
  6. Pulsation / Talisman ft. InsideInfo auf Viper
  7. Bängbäng ft. Phace auf Critical
  8. Dead Space ft. Enei auf Critical
  9. Matriarch / Fever ft. Xtrah auf Cyberfunk
  10. Blitz EP auf Neosignal

Workaholic würde ich nicht sagen, das Wort hat immer ein bisschen einen bitteren Beigeschmack, finde ich. Ich bin einfach total gern im Studio. Am liebsten 24/7.

International wird Wien als einer der Top-Städte der DnB Szene gesehen. Wieso ist das so? Was fehlt dir hier?

Wien ist international auf jeden Fall ganz vorne dabei. Warum das der Fall ist, kann ich als Linzer, der nicht all zu oft in Wien ist, natürlich nur vermuten. In der Hauptstadt passt das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage einfach, glaube ich. Wien hat viele Einwohner, viele Studenten, viele sehr gute Venues und gute Promoter. Was mir persönlich fehlt ist eine Zugverbindung nach Linz zwischen Mitternacht und halb 6 in der Früh. 😉

Um Christian Lakatos zu zitieren: "Ich komm aus dem Drum’n’Bass. Das ist eine Kultur." Was hälst du von seinem Nu Forms Festival?

Wie ich den Christian einschätze, wird es sicher wieder eine Top-Produktion und das veröffentlichte Line-Up sollte auch fast alle Geschmäcker der Gäste abdecken. Wiesen als Location ist natürlich auch sehr sympathisch.

Was ist deine Lieblings-DnB-Party? Contrast, Mainframe oder Vollkontakt?

Das ist für mich etwas schwierig zu beantworten, da ich diesbezüglich nicht ganz unbefangen bin. Aber die von dir genannten Parties unterscheiden sich dann doch recht stark von einander und haben alle drei auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung.

Contrast macht ja, so weit ich weiß, nur ein paar mal im Jahr Veranstaltungen, wobei ich das Gefühl hab, dass das mehr wird.

Vollkontakt und Mainframe hingegen sind für mich Clubs, die immer zu fixen Dates ihre Partyreihe bringen. Die beiden zuletzt genannten unterscheiden sich inhaltlich aber sehr stark, was ich für die Szene ganz wichtig finde. Ausserdem glaub ich, dass es neben den dreien noch weitere Parties gibt die nicht unwesentlich sind: Beat it, Future Beatz, Switch, etc.

DnB schlägt seit einigen Jahren in teilweise unmögliche Richtungen aus. 2009 machen die unbeugsamen Noisia mit Foreign Beggars Hip Hop. 2011 kollaboriert High Contrast mit dem EDM Feind Tiesto. 2013 macht Camo Krooked einen House Track. Du hast auch Kollabos mit Dope DOD oder Zoe Klinck hinter dir. Inwiefern willst du ein Teil des Wandels sein?

Ich möchte jetzt gar nicht zu sehr über die Roots von Drum and Bass ausholen, aber ich finde, dass das keine unmöglichen Richtungen annimmt. Die oben genanten Genres waren immer schon Teil der Kultur – mit Ausnahme von Tieso natürlich. Ich finde es schön zu sehen, dass Dnb wächst und gedeiht und ein bisschen aus dem 172bpm-Schema-F-Denken ausbricht.

Ich sehe mich jetzt nicht verpflichtet, ein Teil von irgendetwas zu sein, bzw. sehe ich hier auch kein großes Movement. Ich sehe es eher so: wenn ich Bock auf einen Hip-Hop Track habe, mach ich den. Wenn ich mit Vocalisten arbeiten will, mach ich das. Ich denke das sehen die Jungs von Noisia, Camo & Krooked und Co. ähnlich.

Neurofunk ist seit den frühen Produktionen von Pionieren wie Ed Rush oder Matrix vor allem Eines geworden. Härter. Reicht das für die Entwicklung eines Genre?

Für mich ist Neurofunk das, was Ed Rush & Optical gemacht haben, vor 15 Jahren und davor. Ich kann dir aber nicht sagen, welche Schublade momentan passend wäre für den Sound, der meiner Meinung nach, fälschlicherweise als Neurofunk bezeichnet wird.

Was die Progression des Sounds angeht, kommt es darauf an welchen Zeitraum du betrachten möchtest. Von Ed Rush & Optical damals bis Noisia, The Upbeats, Phace, Misanthrop und wie sie alle heißen. 2016 hat sich dann doch etwas mehr getan, als dass der Sound nur "härter" geworden ist. Vom Zugang der Produktion, früher analog, heute fast alles in the box, über die Soundästhetik, Samples vs. Synthesizer, bis hin zu den Rythmen und Grooves hat sich über die Jahre doch einiges verändert.

Was war dein musikalischer Anspruch für deine neue EP "Blitz" auf Neosignal?

Ich wollte, dass jeder Track ein klares Konzept hat, welches mittels Vocals bzw. gezieltes Sounddesign vermittelt wird. Ein weiteres Hauptaugenmerk war, dass die Mixdowns so hochauflösend wie möglich werden, da Neosignal für mich immer ein Label war und ist, das höchsten Anspruch auch auf die Produktionsqualität legt.

Die Frage brennt wohl einigen auf den Nägeln: Mefjus ist austro-englisch für Matthews?

In der Kurzfassung, ja.

Was hast du 2016 vor?

Ich arbeite gerade an einem Haufen neuer Tracks und einigen Sideprojects. Studiosessions mit Phace, Noisia und Ivy Lab sind schon im Kalender fixiert. Fad wird es 2016 sicher nicht.

Seine neueste EP Blitz ist im Dezember auf Neosignal erschienen. Live kann man ihn das nächste Mal am 15.1 im Storm Club/Prag, am 22.1 im Fabric/London und hierzulande am 19.2 in der Postgarage/Graz sehen.

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