Wenn Musiker ans Theater gehen, sind es nicht nur die Toten Hosen, die an der Burg ein Konzert spielen. Die wenigsten aber inszenieren dort selbst wie Schorsch Kamerun. Die meisten machen einfach nur Musik – viele lässt das Theater dann nicht mehr los.
Tarkovsky und Nestroy
Arbeit am Theater ist immer Arbeit am Text. Für Musiker heißt das, in Zusammenarbeit mit der Regie ihre Interpretation zu erstellen. In letzter Konsequenz eben: Welcher Sound passt zu welcher Passage, welche Ästhetik zu welchem Stück? »Beim Tarkovsky-Abend in Basel arbeite ich mit der Lüftung und mach daraus einen psychoakustischen Soundtrack. Der passt für das Stück. Für Nestroy eher nicht«, erklärt Wolfgang Schlögl. Genau wie im Film schaffen Musik und Sound auch im Theater den Kontext, in dem Handlung vorangetragen, Emotionen verhandelt werden.
Genau wie im Film ist Klang äußerst effektiv, um Emotionen zu führen. »Man kann direkt durch die musikalische Reaktion einen großen Einfluss auf Inhalte und ihre Rezeption ausüben. Musik relativiert Wahrnehmungszustände, verändert diese und nimmt immer darauf Einfluss«, sagt Martin Siewert, Gitarrist der Band Radian. Oft ist er dabei nicht bloß Theatermusiker, sondern Performer. Es gehe ihm vor allem um »improvisationsinduzierte Szenarien abseits der normalen musikalischen Komposition.«
Dadurch rückt die Musik näher an das Geschehen auf der Bühne, ist weniger akustischer Hintergrund. Das spontane Zusammenspiel würde sich aber noch immer grundlegend von einer Konzertsituation unterscheiden. Im klassischen Theaterbetrieb bleibt diese Freiheit, Spielsituationen und Grenzen ausloten, meist nur den Schauspielern vorbehalten. »Es geht nicht so sehr darum, sich künstlerisch auszuleben. Meine Bühnenpersönlichkeit ist da nicht gefragt, sondern letzten Endes vor allem mein handwerkliches Geschick«, erzählt Eva Jantschitsch. Es gelte die Visionen der Regie umzusetzen. Reibungsflächen sind da, Theater immer auch ein Kompromiss. Einer, mit dem sich leben und arbeiten lässt.
Eva Jantschitsch spielt aktuell in »Der Alpenkönig und der Menschenfeind« am Burgtheater und ist ab 27. November mit »Bye-bye, Österreich!« am Rabenhoftheater zu hören.
Wolfang Schlögl spielt zurzeit in »Krieg und Frieden« am Burgtheater, in »Speed« am Theater in der Josefstadt und in »Kleiner Mann – was nun?« (mit den Sofa Surfers) am Volkstheater Wien.
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