Die Kunsthalle Wien widmet sich in der ganzheitlichen und teils ephemeren Ausstellung »Time Is Thirsty« dem Vibe ihres Gründungsjahres 1992. Wir haben als musikalische Vorbereitung auf den Kunstgenuss eine Playlist erstellt.
Die Kunsthalle Wien ist ein bisschen älter als The Gap und doch ebenso ein Kind der 90er. Mit der kommenden Ausstellung, die heute eröffnet wird, erschuf die Kunsthalle Wien ein komplexes Ensemble aus Kunstwerken, die nahezu alle unsere Sinne zurück in 1992 versetzen wollen. Neben Originalwerken aus dem Gründungsjahr und heutiger Kunst arbeitet Kurator Luca Lo Pinto hierfür auch mit Elementen wie Duft, Mode und Musik.
Der Designer Fabio Quaranta stattet den BesucherInnen-Service mit der damaligen Rave-Fashion aus. Und die norwegische Künstlerin und Geruchsforscherin Sissel Tolaas nahm sich einer Nachbildung des spezifischen Geruchs von Wien im Jahre 1992 an, der in der Kunsthalle Wien während der Ausstellungslaufzeit versprüht wird. Alle, die nach Jahren wieder das Deo erwischen, das sie zu Schulzeiten trugen, wissen um den Zeitkapsel-Charakter von gewissen Duft-Ären – ähnlich wie beim ersten Fortgeh-Song. Peter Rehberg, Gründer des Indie-Labels Editions Mego, und das italienische Elektro-Duo Vipra kuratierten eigene Playlists zur vorwiegend technoiden Hintergrundbeschallung der Ausstellung. Und da kommen auch wir ins Spiel: Zur Vorbereitung auf den Besuch der Kunsthalle Wien haben wir auch eine Playlist erstellt – nur mit Songs aus 1992, versteht sich. An dieser Stelle sei die Liste an vergessenen Perlen auch als Begleitung zur weiteren Lektüre dieses Artikels empfohlen.
Während ihr euch nun zu »I Love Your Smile« von Shanice fragt, wo ihr 1992 wart, gibt es noch ein bisschen was über »Time Is Thirsty« zu erzählen. Florence Bonnefous und Édouard Merino kreierten zusammen mit Gilles Dusein ein Konzept, das 1992 in der Pariser Galerie Jennifer Flay Premiere feierte: Tattoo-Skizzen aus Einreichungen von hunderten KünstlerInnen wurden ausgestellt, während die BesucherInnen wählen konnten, ob sie eines der Werke permanent mit nach Hause nehmen wollen. Zehn der Skizzen von damals wurden nun in einer Art Reenactement auf zehn Körpern verewigt.
Weniger lebenslänglich als ein Tattoo auf der Haut wird die Plakatwand »Untitled (It’s Just a Matter of Time)« von Felix Gonzalez–Torres im Wiener Stadtgebiet ausgestellt. Ursprünglich im Rahmen einer AIDS-Awareness-Ausstellung 1992 in Hamburg angefertigt, wird die Goth-Font-Grafik nun wieder an 14 Werbetafeln angebracht. 1992 ist eben überall!
»Time Is Thirsty« wird heute, am 29. Oktober in der Kunsthalle Wien eröffnet. Von 30. Oktober 2019 bis 26. Jänner 2020 wird dort 90er-Appreciation zu sehen sein. Alle Infos zur Ausstellung findet ihr hier.