Die Cousine in »Bologna« – das Video präsentieren wir hier – ist nicht ganz so frivol wie erwünscht. Das macht aber nichts. Wanda finden Liebe trotzdem gut.
Jede g’scheite Chanson-Pop-Rock-Band braucht ihren Schlachtruf. Etwas, das die freuden-, spritzwein- und pathostrunkene Anhängerschaft bei Konzerten zustimmend anstimmen kann. Bei Element of Crime ist es »Romantik!«, bei Wanda ist es »Amore!«. So heißt auch das Album, so ist das Motto, das aus allen Poren strömt. Auch wenn der erste Blick auf die Tracklist Fragen offen lässt, da mit »Meine beiden Schwestern« wohl der Liebling der doch mittlerweile sehr zahlreichen »Amore!«-Rufern fehlt – Ihr Motto setzen Wanda schon beim ersten Song tatkräftig um, beim wahrscheinlich größten Hit – und, Spoiler: davon gibt es auf dem Album viele – »Bologna«.
Man ertappt sich dabei, die darin besungene Tante Ceccarelli um ihr Pantscherl in Italien zu beneiden. Mit deren Tochter zu schlafen, leben oder tanzen wäre dann doch des Guten etwas zu viel. Im Video flaniert Sänger Marco Michael Wanda Udo-Jürgens-esk in zerrissenen Jeans durch Bologna. Auch er war am Zigarettenautomat. Wanda machen die unschuldig in Verruf geratene Stadt (»Uni brennt« anyone?) diesen Hybrid aus romantischem architektonischem Stilmix und Neonlichtern der Moderne, wieder attraktiv, tatsächlich. Vor allem, wenn man dort dann auch noch schöne Menschen – wie immer bei Wanda – rumkriegen kann.
Amore Galore
Auf dem Album geht es auch nach dem Opener mit viel Amore weiter, »Jelinek«, das wunderbar im Sixties-Jacques-Dutronc-Upbeat mit herzhaften »Na gib ihm!« Rufen aus dem Hintergrund rockende »Luzia« und der bereits aus dem Hörfunk bekannte Welthit »Auseinandergehen ist schwer« beschließen den bärenstarken Anfang.
Mit den Schattenseiten der Liebe geht es weiter, allein schon Songtitel wie »Stehengelassene Weinflaschen« und »Ich will Schnaps« sowie Refrains wie »Bitte Baby, bleib Z’haus bei mir« und »Ich fall in ein tiefes Loch« lesen sich wie das Drehbuch ebenjener traurigen Liebesmomente. Ansonsten ist die Liebe natürlich postiv besetzt, so auch in der wunderbaren Schlussnummer »Easy Baby«. Und es ist eh höchste Zeit, dass endlich wieder jemand in Liedern Frauen »Baby« nennt. Marco Michael Wanda tut das durchgehend und sieht dabei in seiner für ihn typischen braunen Vintage-Humana-Lederjacke immer ein bisschen aus wie ein Austria Wien-Trainer aus den 80ern. Wenn die Stimme dann noch stellenweise nach – und dem Vergleich müssen sich Wanda eben stellen – Falco und Adriano Celentano klingt und dazu ein wunderbares, meist stark an französischen Sixtiespoprock erinnerndes Kopfnicker- und Füßestampferklangbild hat, kann das alles nur wunderbar und trotz aller Einflüsse unverkennbar Wien sein. Ganz »Amore« ist stimmig, die werden ganz groß. Promise.
»Amore« von Wanda erscheint am 17. Oktober via Problembär Records, die 2014 aber auch alles richtig machen. Am selben Tag steigt das Release-Konzert im Chelsea, danach geht es nach Mödling, Oberwart und Deutschland.