Das gute Tarnung alles ist, wusste schon Fantomas. Wie ein Chamäleon die Umgebung optisch perfekt imitieren – das ist auch Ziel beim Urban Mimic.
Foto: Manou V.
Foto: Richard Flynn (Richmimic)
Foto: Richard Flynn (Richmimic)
Foto: Richard Flynn (Richmimic)
Foto: Richard Flynn (Richmimic)
Foto: Richard Flynn (Richmimic)
Desiree Palmen
Desiree Palmen
Desiree Palmen
Desiree Palmen
Desiree-Palmen Bus-Stop
Desiree Palmen
Desiree Palmen
Liu Bolin, Telephone booth, courtesy Boxart Gallery
Liu Bolin, Canal Grande, Ponte di Rialto, courtesy Boxart Gallery
Liu Bolin, Duomo di Milano, courtesy Boxart Gallery
Urban Camouflage, Sabina Keric & Yvonne Bayer, Action 4, Karlsruhe, Germany 2009
Urban Camouflage, Sabina Keric & Yvonne Bayer, Action 7, Berlin, Germany 2010, Foto: Luca Abbiento
Die Basis der Bewegung findet sich im Tierreich. "Mimikry" nennt man das Phänomen, wenn die Krabbler ihre Feinde oder Opfer durch gelungene Nachahmung täuschen. Was bei den Insekten dazu nützt, nicht gefressen zu werden oder leichter an Beute zu kommen, haben wir Senkrechtläufer zum Trend ernannt. Als Bühne dient die Stadt, mit der es zu verschmelzen gilt.
Perfekte Tarnung
Der Aufwand der Laien-Mimics ist recht unterschiedlich. Wo bei einer gepunkteten Hose der identische Hintergrund ausreicht, muss bei einer silbernen Halbkugel schon der komplette Performer in Alufolie gewickelt werden. Das diese Form der Metamorphose mehr als nur ein Hype ist, zeigen die Werke zahlreicher Künstler.
Perfektionist in Sachen Täuschung ist wohl Liu Bolin, der bevorzugt komplett bemalt im urbanen Umfeld untertaucht. Sein Tarnanstrich lässt selbst Bildbearbeitungprogramme sparsam schauen, die Fotografie wird zum Suchbild. Bodypainterin Emma Hack hilft ihren Models im Muster der Wand zu entwischen; Künstlerin Desiree Palmen verschmolz schon 1999 in bemalten Overals mit dem Hintergrund. Aaron Larney hingegen schützt das Urban Mimic beim Graffiti sprühen vor dem Auge der Überwachungskamera.
Faszinierende Täuschung
Was bei den Künstlern überwiegend als gesellschaftskritisches Statement und der Frage nach Identität in einer anonymen Umgebung verstanden werden darf, ist beim Trend des Urban Mimic wohl eher Faszination und Spaß an der optischen Täuschung. Dank dem Internet verbreiten sich derartige Phänomene, wie auch das "Sleevefacing" (Verschmelzung des Körpers mit dem Portrait auf einem Plattencover) weltweit rasant. Die Fans der Mimics tauschen ihre kreativen Tarnideen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Flickr aus. Diese sind teilweise so professionell, das sich z.B. vom "Project Urban Camouflage" der Design-Studentinnen Sabina Keric und Yvonne Bayer selbst das Militär noch etwas abschauen könnte.
Auch Film und Werbung machen sich die Aufmerksamkeit, die das Urban Mimic durch den Überraschungsmoment erzielt, zu Nutze. Sei es die weiße Katze in der Schneelandschaft, oder der Spion, der das Muster der Tapete annimmt, um nicht entdeckt zu werden. Mit dieser Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten bewegen sich die Mimics wohl auch zukünftig zwischen Kunst und Hype.