Aus einem Videoprojekt werden GIFs, die wiederum als NFTs veröffentlicht werden, die wiederum in Pixel-Art-Manier gedruckt werden – und zwar von uns. Die Wiener Ausnahmekünstlerin Verena Dengler arbeitet interdisziplinär und bespielt aktuell unsere Rubrik »The Cut«.
Verena Dengler ist Künstlerin, Autorin, Theatermacherin, Krypto-Mod und aufstrebendes Enfant terrible der Wiener Kunstszene. Es gibt wenig kreative Felder, auf denen sie sich nicht auf irgendeine Art und Weise zu bewegen weiß. Und das, obwohl die Hirschstettnerin ganz bewusst keinen »Masterplan« für ihr Leben verfolgt. Was sie stattdessen ausmacht, ist die Suche. Nach neuen Wegen, Perspektiven und Materialien – vor allem aber, nach »zeitgemäßen Formen des Punk«.
Auf den ersten Blick legte Dengler eine ziemlich beispielhafte Künstlerkarriere hin: Ab 2001 besuchte sie die Wiener Kunstschule, 2003 wurde sie fließend an die Akademie der bildenden Künste übernommen. Mit der Bildhauerei entschied sie sich ganz bewusst für den »Schritt in die Dreidimensionalität«, obwohl sie zuvor hauptsächlich gezeichnet hatte. Heute zeigt sie ihre Objekte, Bilder, Texte und groß angelegten Installationen in den namhaftesten Museen am nationalen und internationalen Kunstparkett.
Ihre künstlerischen Wurzeln liegen allerdings fernab des Kunst-Establishments und von Bronzestatuen. Ende der 1990er gründete Dengler mit Freunden aus der Indie-Szene den Plastic People Club im 16. Wiener Gemeindebezirk und beteiligte sich beim Fernsehsender True Image Vision an »Avantgarde-Punk-Sendungen«, wie sie sagt. Was sie und ihr Œuvre seitdem prägt, ist eine Form von Alltagsperformanz, die sich auf gänzlich unnostalgische Weise an die Mod-Kultur der 1960er anlehnt. Vom künstlerischen Konzept bis zur Wahl der Kleidung lasse sich sagen: »Das muss jetzt sein und es ist genau so gemeint«, erklärt Dengler.
Alle Ansätze vereint
Sie sucht – und findet! – Dimensionen ihrer Kunst, die Bewegung zulassen. So sind ihre Arbeiten keinesfalls nur in den blanken Räumen der Museen beheimatet, sondern schmiegen sich als Theaterkostüme am Berliner Ensemble ebenso fein an, wie im Blockchain-Kontext. Inspiration für ihr künstlerisches Schaffen ist vor allem auch Christoph Schlingensief. Dengler: »Er hat so eine große Lücke hinterlassen. Schlingensief war immer ein großer Held von mir, sehr prägend.« Nicht nur in Bezug auf ihre Theaterarbeiten, sondern auch ihre bildende Arbeit erklärt sie, aufgrund dieses Einflusses etwas weiterführen zu wollen. Ihr Werk hat stets etwas Theatrales, das vom »Schlingensief-Spirit« beseelt zu sein scheint.
Und so kommt es, dass Dengler auf Grundlage ihrer jüngsten Ausstellung in der Wiener Secession 2020 mit »Die Galeristin und der schöne Antikapitalist« etwas geschafft hat, das all diese Ansätze vereint. Dabei handelt es sich um eine filmische Umsetzung einer ursprünglich literarischen Fortsetzungsgeschichte, einen virtuellen »Groschenroman«. Schauspielerin Astrid Meyerfeldt und Künstler Leon Kahane spielen den filmischen Part der Umsetzung kontaktlos via Skype. Als Erweiterung dieses interdisziplinären Werks übersetzt die selbsterklärte Krypto-Mod Dengler das Narrativ nun in NFT-Kunst, in diesem Fall Sammelkarten.
NFT steht für »Non-Fungible Token« und ist gerade der letzte Schrei in der (digitalen) Kunstwelt. Dabei handelt es sich um einzigartige Dateien, zum Beispiel GIFs, die in Blockchains gespeichert werden. Diese NFTs existieren somit theoretisch nur ein einziges Mal, allerdings hindert nichts an der Vervielfältigung durch Screenshots oder Kopien – es sind dann einfach keine Originale mehr. Erwerben kann man diese digitalen Kunstwerke ausschließlich mit Kryptowährungen.
Ein Standbild aus einer dieser animierten Sammelkarten präsentiert Verena Dengler nun in unserer Rubrik »The Cut«. Die GIF-Version der »Galeristin« ist über die österreichische NFT-Plattform Portal erhältlich.