Während Tageszeitungen weiter ihre inhaltlichen Stärken am Markt beweisen müssen, bauen Konzerne ihre eigenen Info- und Contentplattformen aus – sechs Beispiele im Kurzporträt.
Burn (© Burn)
Burn ist der Heimmarkt von Red Bull erwartungsgemäß besonders wichtig. Mit Coca-Cola als Konzermutter gibt es aber genügend Finanzkraft und globales Marketing-Wissen. Nach dem sich Red Bull in den letzten Jahren mehr um Sport zu kümmern scheint, setzt Burn weiter auf das das Mäzenatentum für Kreative. Dazu gehören dann kostenlose DJ-Software, DJ-Contests, Orte für Kreative und natürlich Events. Bei der jährlichen Burn Studios Residency müssen DJs aus der ganzen Welt um einige Plätze auf einer Art Sommerakademie für Partyexperten kämpfen. Bei »Save Our Spot« restauriert Burn, nach Einsenden eines überzeugenden Videos, einen Lieblingsspot. Und wer nicht nur im Internet aktiv sein will, kann seit Anfang März in Wien Neubau auch das Burn Lab besuchen, ein Kreativlabor mit frei zugänglichen Studios: Street-Art, Musik oder auch Fotografie zum Mit- und vor allem Selbermachen.
Deutsche Telekom - Electronic Beats (© Electronic Beats)
T-Mobile versucht seit nun schon 13 Jahren, die Marke mit Kunst und Popkultur zu verjüngen und mit cooler Bedeutung aufzuladen. Dass das besonders leicht mit Musik geht, dürfte sehr vielen klar sein. Dabei auf elektronische Musik zu setzen, war vor dem EDM-Boom nicht ganz einleuchtend. T-Mobile tut das mit einem vierteljährlich erscheinenden Musikmagazin, der Slices-DVD-Reihe und der Electronic Beats-Eventreihe, die ihr Geld je nach Wachstumsmarkt gerade in einem jeweils anderen Land ausgibt. In den Hausmedien wird großteils interessensneutral und fundiert über die neuen Konsensstars aus dem Bereich elektronischer Musik berichtet. Eigentlich ein gutes Konzept. Durchschnittleser werden nicht mit T-Mobile-Logos bombardiert und bekommen günstig nerdige Informationen.
Hi!Tech Siemens (© Siemens)
Handys mit fühlbaren Icons am Touchscreen oder Roboter, die riechen können. Über solche Innovationen berichtet Hi!Tech, das Magazin und der Blog von Siemens. Zur Auswahl im medialen Köcher stehen ein Blog, eine gut verwaltete Facebook-Page, das Printprodukt und gleich auch ein Hörbuch. Bei Hi!Tech Siemens schlägt man noch ein zweites Ziel mit dem selben Heft: Corporate Social Responsibilty. So widmet man sich regelmäßig Themen der Nachhaltigkeit im üblichen Spezialistensprech: Green Solutions, Klimaschutz oder Öko-Electronics. Weniger stark als bei ähnlichen Medien ist die Verbindung mit dem Mutterunternehmen Siemens selbst sichtbar. Auch wenn man das blaue Logo gelegentlich im Augenwinkel sieht, in den Artikeln geht es primär um die Innovation und inhaltliche Qualität.
at.msn.com (© www.facebook.com/msn)
msn kennt jeder. Genutzt wird es auch. Anfangs war es nur ein reiner Internetanbieter für die, die das damals neue Windows 95 gekauft hatten, heute ist es eines der führenden Nachrichtenportale im Internet. Das Budget ist schließlich da, dank Microsoft, der Marke, die hinter dem Microsoft Network steht. msn.at ist dabei eines von cirka 50 Länderportalen, mit dem Microsoft versucht, seine Kunden in einem unterhaltsamen, firmennahen Umfeld zu halten. Das tut man dort mit allem, was ein klassisches Rundum-Medienunternehmen auch bietet: Sport, Wetter, Flirts, Auto, magnetische Bilder und auch echte Nachrichten.
Red Bull (© Red Bull Media House)
Red Bull ist nicht Corporate Media. Corporate Media ist Red Bull. Bei so circa allem, was man sich so unter dem Begriff vorstellt, kann Red Bull ein Beispiel zeigen. So veröffentlicht das Red Bull Media House etwa in alter Papiertradition das "Red Bulletin" (Sport, Kultur, Lifestyle), "Servus Magazin" (Heimaterde), "Speedweek" (schnelle Autos), "Ende 2012" (Weltuntergang) oder "Terra Mater" (Naturwunder). Gleich drei davon haben ihren eigenen TV-Kanal. Es gibt Apps, Websites, Online-TV und sogar Red Bull Records und eine Filmproduktionsfirma. Was die Marke auf Facebook macht, geht über das normale Posten von lustigen Bildern weit hinaus. So nützt Red Bull alle verfügbaren Medienkanäle, um immer irgendwo sein Logo darunterzuschummeln. Was das mit dem klebrigen Wachrüttler in der Dose zu tun hat, weiß eigentlich keiner so genau. Aber es wirkt.
Tele2 - Silver (© www.sil.at)
Social Media, Computer und jede Menge Technik. Silver war das Magazin für Internet-affine Leser. Silver Server – der Internet Provider hinter dem Magazin – wurde vom skandinavischen Telekomkonzern Tele2 übernommen und damit ist auch das Magazin Geschichte. Das Silver Magazin war ein offensichtlich mit Leidenschaft geschriebenes und gestaltetes Heft, das sich tief in die Materie kniete und in dem sich viele heimische Szene-Schreiber und Vernetzer als Leser und Autoren wieder fanden. In seinem Konzept war das vielleicht ein bisschen Old-School und die Verbindung zum Leser hätte größer sein können (Social Media etc.), in seiner Ruhe und Kompromisslosigkeit hatte es dafür sicher seine Berechtigung.
Hier geht es zu Werner Reiters Artikel über Content Strategy, Content Marketing und Storytelling.