Mit der neuen Single »Paralysiert« beweisen Low Life Rich Kids, dass ihre Band nicht fake, sondern ziemlich real ist.
Ein Video für einen Song namens »Paralysiert« mit Stop Motion zu machen ist so simpel, dass es schon wieder genial ist. Für die zweite Single von Low Life Rich Kids – nach »Angst« – hat sich Mastermind Bernhard Eder deshalb Unterstützung beim Stop-Motion Spezialisten Marcus Grysczok geholt. Mit dem hat er schon für sein Video »Hell« zusammengearbeitet. In »Paralysiert« findet die Stop-Motion quasi am menschlichem Objekt statt: Menschen gleiten umher, werden von Decken aufgefressen, kommunizieren per Scrabble Wortblasen und lassen Gitarren rotieren. Weil uns menschliche Gesten so vertraut sind, sorgen die abgehakten Bewegungen dabei für eine merkwürdige Verfremdung.
Am Anfang schon Sackgasse?
Eine Verfremdung, die sich auch im Text wiederfindet. Geht es doch darum nicht im eigenen Leben zuhause zu sein, um Zukunftsängste, um das Gefühl nichts richtig machen zu können, darum erst am Anfang des (erwachsenen) Lebens zu stehen und bereits alles falsch gemacht zu haben. Und umgekehrt um das Gefühl daraus ausbrechen zu wollen, sich eben nicht paralysieren, das Leben nicht vorbeiziehen zu lassen und endlich zu handeln.
Ziemlich viel Gefühl für eine die Band, die es eigentlich nicht gibt. Und zwar nicht so wie es die Gorillaz nicht gibt, also ein echtes Bandprojekt mit fiktiven Figuren, sondern tatsächlich eine fiktive Band, die ursprünglich aus der Produktion »Über Nacht« am Burgtheater Vestibül stammt. Deswegen auch »Mastermind Bernhard Eder«, hat er doch in seinem Tagesjob als Theatermusiker die Musik für die Inszenierung geschrieben und damit der Band Leben eingehaucht. So viel Leben, dass die erste Single gleich mal ein bisschen durch die Decke ging. Weshalb jetzt aus der fiktiven Band langsam eine reale zu werden scheint – und wenn »Paralysiert« ein Indiz ist, dann eine ziemlich feine.
Widerhaken fürs Ohr
»Paralysiert« ist ein Song der ins Ohr geht wie eine eins und es sich dann im Kopf gemütlich einrichtet, mit Sofa, Fernseher und Topfpflanze. Raus will er jedenfalls nicht mehr so schnell. Dafür sorgt nicht nur die extrem eingängige Melodie und die Vocals von Mara Romei und Coco Brell, die genau den richtigen Mittelweg zwischen Sing-Song und Sprechgesang finden. Die ganze Produktion scheint darauf getrimmt perfekte Mittelwege zu beschreiten: zwischen Indie Pop und Post Punk; zwischen cleanen Riffs und dreckigem Gitarrensound; zwischen smooth und edgy. Glatt genug um rein-, aber mit genug Ecken und Kanten um nie wieder rauszurutschen. Ihr wurdet hiermit gewarnt!
Die Single »Paralysiert« von Low Life Rich Kids ist bei Las Vegas Records erschienen.