Das Wiener Elektronik-Duo Pola-Riot hat mit »Belmondo« eine frische EP abgeliefert. Der Clip zur gleichnamigen, verträumten Single (feat. Beta Bow) erinnert an Glavinic und den Lunapark von Tschernobyl.
Jonas aus Thomas Glavinics Roman »Die Arbeit der Nacht« ist wieder da, und er (Martin Loos) ist schicker als je zuvor. Gut, es ist vermutlich doch nicht Jonas (Hat Glavinic eigentlich auch andere Männernamen für seine Protagonisten?), aber immerhin: Er wacht in einer Riesenradgondel auf und scheint der letzte Mensch auf Erden zu sein. Auch sein Bart und sein Anzug sehen nicht unbedingt nach Jonas aus, sondern erinnern an die Ästhetik der Nouvelle Vague. Vielleicht heißen der Clip und die Single, die dieser illustriert, genau deshalb »Belmondo«.
Wie der Lunapark von Tschernobyl
Unser Mann ist verwirrt, verängstigt, verzweifelt, als er seine Lage begreift. Mit einem Mal sitzt er nicht mehr in der Gondel, sondern irrt am verlassenen Rummelplatz herum. Der erinnert nicht von ungefähr an den Lunapark von Pripyat bei Tschernobyl. Nicht-Jonas überwindet seine Trauer aber schließlich und erfreut sich seines Lebens. Zum melancholisch verträumten Track passt diese Atmosphäre der Einsamkeit – samt Wendung – jedenfalls bestens.
Der Clip zu »Belmondo« wurde von Luca Senoner gedreht – vor allem im Böhmischen Prater in Wien. Der Track ist die dritte Zusammenarbeit von Pola-Riot und Beta Bow. Die gleichnamige EP ist beim Stuttgarter Label Traktor Records erschienen. Schauspieler Martin Loos stammt aus Tirol und lebt in Berlin.