Being in a Band – Viech veröffentlichen ihr neues Album »Vollmond«

Viech sagen mit »Vollmond« der Wettbewerbsfähigkeit den Kampf an – und legen damit ein echtes Band-Album vor.

© Manuel Peric

Plattenbesprechungen sind für gewöhnlich jene Orte, an denen Klischees blühen wie Metastasen, wo man formuliert, wie »sphärisch« oder »hemdsärmelig« die Musik denn nicht sei, oder, auch ziemlich … äh … gut: »Popmusik zum Nachdenken«. Hier müssen wir aber tatsächlich für das neue Album von Viech einhaken, weil, die haben da eine interessante Hypothese aufgestellt: »Von allen Tieren ist der Mensch das traurigste«, heißt es nämlich. Es kommt aber immer darauf an, weil: Massentierhaltung für Billigfleisch, Tierversuche für Billig-Make-up, Zoos als billige excuses for quality time mit der Familie. Da werden Tiere, wie die traurigsten aller Menschen, zu Subjekten der spätkapitalistischen Ausbeutung.

Das Anti-Album

Es kommt also nicht von ungefähr, wenn Viech – pun not intended – groß auf die Schaufensterflächen der Empfangsgeräte schreiben: »Schiebt euch eure Wettbewerbsfähigkeit in den Arsch«. So heißt die zweite Single aus dem bereits sechsten Album, die neben der Titelzeile nur noch ein »und lasst euch eure Minderwertigkeitskomplexe anschauen« verträgt. Und Viech sind sich selbst da gleich ein Vorbild, weil erstens alleine das schon ziemlich wenig wettbewerbsfähig ist und weil’s zweitens das ganze Album so dahingeht. »Vollmond« ist quasi ein Konzeptalbum, das das Konzept eines Albums hinterfragt. Es klingt mehr wie eine aufgenommene Jamsession – ist es tatsächlich auch, eine Vollmondnacht hat gereicht. Man hört Regieanweisungen, Lachen, verbales Feedback, mehrstimmigen Gesang, unterschiedliche Stimmen als Lead, Krachen, Knacken, Knarzen, Wolfsgeheul, Fehler als Stilelemente. Dass bei all dem dann der ganz große Pop-Appeal etwas flöten geht, darf durchaus als beabsichtigt verstanden werden. Künstlerisch ist das aber tatsächlich nicht weiter schlimm, denn man hört vor allem eine unbändig große Lust am Spielen, am Musizieren, am wunderbaren Gefühl, Teil einer Band zu sein, mit seinen Freund*innen gemeinsam Krach zu machen. Also, nehmt euch ein Vorbild, bildet Bands und Banden und scheißt auf die Wettbewerbsfähigkeit! Dann klappt’s auch mit der Traurigkeit.

Viech »Vollmond«

Das Album »Vollmond« von Viech erscheint am 13. April 2025 beim Label Abgesang.

Live: 10. April, Graz, Styrian Sounds Festival — 18. April, Wien, Rhiz — 24. April, Salzburg, Arge Kultur — 25. April, Neußerling, Noppen Air — 9. Mai, Öblarn, Ku:L — 23. Mai, Steyr, Röda — 24. Mai, Innsbruck, Bogenfest — 12. Juli, Guntramsdorf, Streetfood & Sound Festival

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