Wir haben mit Stefan Kainbacher von Neon Golden geredet und ihn über ihre Projekte im In- und Ausland und über die Zusammenarbeit in der Wiener VJ-Szene befragt, dabei haben wir auch erfahren, wie man mit dem VJing am Besten beginnt und warum die VJ-Kunst sich in Zyklen bewegt.
2005 entstand in Vorarlberg ein Visual-Artist-Kollektiv namens Neon Golden, das gerne mit gerne verschiedenen A/V Medien im Clubkontext herumexperimentierte. Kurz darauf konnte man ihre Arbeiten schon am Urban Art Forms oder dem Sonne Mond Sterne bewundern. Sie wurden immer bekannter und machten Sets mit Richie Hawtin, Jeff Mills, DJ Hell, Extrawelt, Carl Craig, Boys Noize und vielen anderen. Seit 2009 haben sie ein Studio in Wien. 2010 und 2011 waren sie zuständig für das Stage Design des Urban Art Forms. Jetzt besteht das Team aus 14 Leuten und macht Shows in den verschiedensten Ländern.
Hast du dich mit der Geschichte der VJing-Szene in Wien auseinander gesetzt? Gibt es aus dieser Tradition heraus Einflüsse?
Unsere Inspiration liegt eher wo anders. Wir waren zum Beispiel unglaublich beeindruckt von den frühen Arbeiten der United Visual Artists: Ich habe die 100th Window Tour von Massive Attack in Berlin gesehen und mir gedacht – Fuck, das ist es was ich machen will. Und natürlich auch die Show der Chemical Brothers. Das waren damals schon raumgreifende intermediale Inszenierungen. Wohl auch ein Grund, warum uns das bloße Spielen in eine viereckige Leinwand nie recht interessiert hat…
Weißt du, ob es eine zweite Ausgabe der Bilder-Donnerkuppel am Karlsplatz – also die iSphere – geben wird?
Ist in Planung, ob es heuer oder nächstes Jahr sein wird kann ich noch nicht sagen, eventuell geht sie sogar auf Tour. Hier wird gerade im Hintergrund ordentlich dran geschraubt.
Wie oft arbeitet ihr international? Und hat die österreichische Visualszene dort einen Ruf oder ist das egal?
Wir haben viel international gearbeitet. Sagen wir das mal so. Zu unseren Hochphasen mit bis zu 100 Gigs im Jahr waren die meisten davon im Ausland. Die Highlights waren sicher Las Vegas und bei den Filmfestspielen in Cannes. Mittlerweile ist es uns nicht mehr so wichtig ständig aufzutreten. Wir konzipieren und produzieren lieber ganzheitliche Shows oder Locations.
Wien als Visual-Stadt hatte und hat bestimmt bis heute noch einen Ruf zu verteidigen. Es gibt kaum einen Ort auf der Welt mit einer solchen Crew-Dichte. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass Thema Visuals nicht mehr so wichtig ist und wichtig genommen wird als dies vor fünf Jahren noch war. Aber auf jeden Fall hat Wien auch eine Vorgeschichte aus der Video- und Medienkunst.
Das Problem in Wien ist, dass es zwar viele gibt, aber es nur wenige auf die internationale Bühne geschafft haben. Wohl auch dadurch, dass hier die Rahmenbedingungen nicht so optimal sind. Österreich ist immer der Beiwagen von Deutschland wenn es um Budgets und Produktionen geht. London ist der viel bessere Platz, dort ist die Konzertkultur viel größer. Dort entstehen große Shows. Das Urban Art Forms war eine Weile lang tatsächlich eine unglaubliche Plattform für uns alle, aber das hat sich irgendwie auch verlaufen..
Wie sehr braucht Wien ein Festival wie das Sound:frame, um der Szene zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen?
Schadet sicher nicht, vor allem liegt mir persönlich der Diskurs sehr am Herzen. Schließlich gehts nicht nur darum irgendetwas an die Wand zu werfen. Die Beliebigkeit ist gerade in dieser Kunstform leider viel zu groß … es ist (technisch) zu einfach. Wenn manche DJs so auflegen würden, würden dir die Ohren bluten …