Vienna Visuals: Stefan Kainbacher

Wir haben mit Stefan Kainbacher von Neon Golden geredet und ihn über ihre Projekte im In- und Ausland und über die Zusammenarbeit in der Wiener VJ-Szene befragt, dabei haben wir auch erfahren, wie man mit dem VJing am Besten beginnt und warum die VJ-Kunst sich in Zyklen bewegt.

Hat sich die Zusammenarbeit VJ-Crews in Wien seit dem VmiA-Podium Anfang 2012 verbessert? Gibt es Vernetzung? Oder bleibt dafür doch keine Zeit?

Naja, ein wenig hat es sich gebessert. Vor allem im Bezug auf den Content Award. Da wurde die Jury ordentlich besetzt und ich denke die Veranstaltung läuft nun so ab, wie sich das auch gehört. Wir haben nicht mehr mitgemacht, uns war’s nach der Aktion zu blöd. Die Diskussion war leider am Ziel vorbei, dort wurde nicht das Problem diskutiert sondern vielmehr am Problem vorbei und jeder hat nur seine Wehwehchen vorgetragen. Uns war es wichtig aufzuzeigen, dass wir ein Problem haben mit einer einseitigen Förderverteilung an immer die gleichen Stellen. Da hat sich nicht so viel geändert, habe ich das Gefühl.

Ist es schwer für noch unbekannte VJs sich hier einen Namen zu machen? Wie fängt man an? Gibt es dafür gute Spots?

Man fängt beim eigenen Content und mit Authentizität an. Und dann ist’s erst mal egal wo man spielt, Hauptsache man erstellt mal eine gute Doku oder einen coolen Trailer. Damit kann man sich dann überall bewerben. Das haben wir auch so gemacht und wir waren schon innerhalb des ersten Jahres beim UAF und Sonne Mond und Sterne und hatten jede Menge internationaler Gigs.

Wie habt ihr und eure Projekte euch im Laufe der Zeit verändert?

Bei uns hat alles angefangen als Spaßprojekt. Wir hatten damals ein Design Studio in Dornbirn und haben uns ab und zu abends getroffen um gemeinsam zu experimentieren. Turntables zu visuellen Interfaces umzubauen, direkte Videomaniupulation mit Theremins, eigene Video-Mixing-Software patchen mit Max MSP und Jitter … Den ersten Gig haben wir noch mit Found Footage gemacht und dabei wurde uns klar: Entweder wir lassens oder wir produzieren selber.

Dann folgten die ersten Videoarbeiten und rasch der Wechsel ins generative Feld. Leinwände weg und ganze Räume mit Multiscreen-Setups bespielen. Szenographie wurde zum Thema. Danach kam der letzte logische Schritt aus unserer Sicht. Visuals sind auch nur Licht, daher kann man das nicht getrennt von einander betrachten. Es geht um die Symbiose von Sound, Licht, Video, Dekoration … Gesamtkunstwerk, wie das so schön heißt.

Nach Tonnen von Fassenden-Projektionen und -Mappings in den vergangenen Jahren scheint es etwas ruhiger um diese Visualform zwischen Kunst und Werbung geworden zu sein. Täuscht das?

Nein, das täuscht nicht. Vor allem ist es einfach nur jämmerlich und armselig immer wieder die gleiche sinnfreie Aneinanderreihung von Effekten ansehen zu müssen. Es ist noch immer ein tolles Medium – wenn man es entsprechend nutzt. Es wurde einfach inflationär mir irgendwelchem Content bespielt. In der Werbung wird es sich sicher noch halten und da gibt es auch immer wieder tolle Projekte. In der Kunst genau so.

Gutes Mapping ist aber einfach aufwändig. Das ist von der Produktionsweise eher bei Film als bei Visuals. Was ich aber noch spannender finde: Auch junge VJs beginnen damit die Grenzen der Leinwand aufzubrechen und in Richtung Szenographie vorzustoßen. Hier ist die technische Hürde mit Programmen wie Madmapper kein Problem mehr und lädt ein sich mehr Gedanken über Content und Kontext zu machen …

Wenn es schon um die Geschichte geht, kann man ja auch nach der Zukunft fragen: Wie glaubt ihr wird es in diesem Bereich in Wien weitergehen?

So wie bisher. Der Höhepunkt ist vorbei. Zumindest im Clubcontext. Es wird ein Grundrauschen geben und ab und zu ein Highlight. Aber die Tage der Rockstars in diesem Bereich sind längst gezählt. Schauen wir uns nochmals UVA an … hier geht die Reise hin. Es ist längst ein neues Level entstanden, welches sich jenseits der Partys abspielt. Die nächste Stufe ist die Hochkultur. Künstlerisch hochwertige Produktionen. Tiefgreifende Kollaborationen mit Musikern und Komponisten. Avant Garde. Wenn man ganz genau schaut, sieht man, dass sich alles in Zyklen bewegt. Die Anfänge der VJ-Ära liegen nämlich genau da …

Weitere Interviews mit Akteuren aus der Vienna Visuals-Szene gibt es hier (Ursula Feuersinger), hier (Station Rose) und hier (Florian Tanzer von Luma.Launisch).

www.neongolden.net

Bild(er) © Neon Golden
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