Während die einen noch die Krise und die schlechte Konjunkturentwicklung beweinen, gründen andere Startups. Deren Finanzierung ist in Österreich vergleichsweise schwierig, aber es soll besser werden, verspricht Staatssekretär Harald Mahrer.
Der Waldviertler Schuh- und Möbelfabrikant Heini Staudinger wird gerne als Wirtschaftsrebell bezeichnet. Seine Bank wollte ihm keine Kredite für sein Unternehmen geben. Also hat er sich Geld von Freunden ausgeborgt – und damit gegen geltendes Recht verstoßen. Für derartige Geschäfte hätte er eine Banklizenz gebraucht, sagt die Finanzmarktaufsicht. An Staudingers aufsehenerregendem Beispiel offenbart sich eine grundsätzliche Schwäche der österreichischen Regelungen, wenn man ein Unternehmen finanzieren möchte. International hat die Finanzkrise den Trend zum Crowdinvesting befeuert.
Kickstarter, die bekannteste Plattform in diesem Bereich, vermeldet für das Jahr 2014 eine halbe Milliarde Dollar, die über drei Millionen Menschen aus aller Welt aufgebracht haben. Auch in Österreich gibt es derartige Plattformen. Conda, 1000×1000, Green Rocket, Wemakeit und andere haben in den Jahren 2013 und 2014 knapp über drei Mio. Euro gesammelt. Der Spielraum ist allerdings beschränkt. Oft wird kritisiert, dass man einen Kapitalmarktprospekt vorlegen muss, also eine Übersicht über Haftungen und Risiken, die mithilfe von Banken oder Wirtschaftskanzleien erstellt wird. Diese Verpflichtung gilt derzeit ab einem Betrag von 250.000 Euro und stellt eine enorme administrative Hürde dar.
Gründerzeitstimmung?
Harald Mahrer, seit September des Vorjahrs Staatsekretär im Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium, verspricht Abhilfe. Neue, vereinfachte Regelungen sollen "extremst zeitnah" kommen. Das Gesetz soll noch in der ersten Jahreshälfte in Kraft treten, eine "wohltuende Erweiterung" bei den Finanzierungsmöglichkeiten bringen und eine neue Gründerzeit einleiten. Anders als Ende der 1990er Jahre sollen es dieses Mal nachhaltige Gründungen sein: Klassische Innovationen zur Belebung der heimischen Wirtschaft und von Social Entrepreneurs, die den gesamtgesellschaftlichen Wandel vorantreiben.
Und beide Bereiche sollen Arbeitsplätze schaffen. Mahrer wird ganz euphorisch bei dem Thema. Sämtliche Zeichen würden auf "Go" für die neue Gründerzeit stehen. Die Co-Working-Spaces seien voll, das Pioneers-Festival werde jedes Jahr größer, Forbes führe Österreich als einen von sieben "European Startup Hotspots To Watch" und selbst traditionelle Player wie Banken bemühen sich um die einfachere Finanzierung neuer Geschäftsideen. Jetzt braucht es eigentlich nur mehr zwei Dinge: Klare Rahmenbedingungen für die Finanzierung und etwas mehr Risikobereitschaft auf Seiten derer, die Geld haben.
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