Die beiden neuen "Assassins Creed"-Titel werden mitunter als enttäuschend wenig kreativ bezeichnet. Warum eigentlich?
Anfang des Monats hat Ubisoft gleich zwei Ableger der „Assassins Creed“-Serie veröffentlicht. Das nordamerikanische Seefahrerabenteuer „Rogue“ für die alten und den Aufstieg eines Assassinen während der französischen Revolution in „Unity“, für die neuen Konsolen. Und zeitgleich mit der Ankündigung dieser beiden Titel hat auch wieder das Murmeln und Rumoren begonnen: Ubisoft kocht die gleiche Suppe bis zur Geschmacklosigkeit wieder auf. Die Kuh wird zu Tode gemolken. Und sowieso fehlt der Serie seit dem zweiten Teil jede neue Idee.
Ich habe bislang alle Ableger der Serie mit unterschiedlicher Begeisterung aber einem durchwegs hohen Maß an Zufriedenheit gespielt und frage mich angesichts derartiger Kritik immer wieder auf’s Neue, womit denn hier verglichen wird. Klar, der erste Teil war im Missionsaufbau Monoton, aber das Setting und die Spielmechanik war in vielen Aspekten noch nicht dagewesen. Dass die Grundidee im Verlauf einer Serie dieselbe bleibt, liegt doch irgendwo auf der Hand und von der Kapuze und den versteckten Klingen einmal abgesehen, hat sich im Verlauf der Jahre an allen Ecken und Enden des Spielsystems vieles weiterentwickelt. In kaum einer Serie lässt sich so schön nachvollziehen, wie neue Ideen vorsichtig eingebettet wurden um dann, je nach Rückmeldung von Spielenden und Medien, ausgebaut oder gestrichen zu werden. Die Nerv tötenden Tower-Defence Elemente aus „Revelations“? Waren sofort wieder Geschichte. Die stimmungsvollen Seeschlachten aus „Assassins Creed 3“? Die wurden zu einem Kernelement von zwei Nachfolgern. Und nebenbei wurde vom Kampfsystem über die Bewegungssteuerung bis hin zum Waffenarsenal alles weiterentwickelt und umgebaut; ebenfalls mit kleinen Rückschlägen und manch sinnlosem Element, aber doch kontinuierlich.
Aber zurück zur Frage nach dem Vergleich: Beim Brainstorming zum Thema „Regelmäßig erscheinende AAA-Spieleserien“ habe ich sofort „Call of Duty“ und „Fifa“ im Kopf. Bezüglich Weiterentwicklung scheint hier jeder Kommentar überflüssig. Gut, dann also „Forza“ oder „Super Mario Bros.“… Ganz ehrlich jetzt: Womit muss ich die Meuchelmörder-Serie vergleichen, um mich über Einfallslosigkeit und Innovationsarmut zu beschweren? Natürlich gibt es Kleinode wie „Shadow of the Colossus“ oder „Journey“ oder „The Last of Us“. Aber Assassins Creed ist eine der ganz großen Serien eines riesigen Publishers. Da finde ich das Maß an Experimentierfreude – vor allem im Vergleich zur Konkurrenz – ganz klar überdurchschnittlich. Sicher wäre da noch mehr möglich und natürlich versucht Ubisoft so viel Umsatz wie möglich zu machen. Aber wer immer noch der Meinung ist, „Assassins Creed“ sei immer dasselbe, der möge doch ganz einfach die beiden neuen Titel parallel spielen; oder mich wissen lassen, auf welches Referenzsystem er sich bezieht.