Was fehlt den »Creatives« um zur »Industry« zu werden?

Wenn von Creative Industries die Rede ist, meint das, dass die Kreativen, die gleichen strukturellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen haben wie große Unternehmen. Und doch: da fehlt noch eine Menge.

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Klein, wendig und flexibel: Das sind die positiven Attribute, mit denen man die Unternehmen der Kreativwirtschaft belegen kann. In rund zwei Dritteln der heimischen Kreativbetriebe arbeitet überhaupt nur eine Person. Wendiger geht es wohl kaum. Und kreativ sind sie ja per definitionem; nicht nur, was ihre Kerngeschäft betrifft, sondern ganz generell. Ein starker und auch wachsender Industriezweig in der rauen See der Wirtschaft? Bis zu einem gewissen Grad ja. Die weniger positiven Zuschreibungen: selbstausbeuterisch, wenig kooperationsorientiert, immer im Konkurrenzkampf. Für größere Aufträge stellen sich gleich mehrere Kreative an, die sich nur zu oft mit ihren Preisen unterbieten und ist der Vertrag dann endlich abgeschlossen, ist meist die Zeit zu kurz, das Projekt auf den Boden zu bringen. Fabrikation, Kooperation, Serialisierung und Industrialisierung haben oft genug einen schlechten Ruf unter Kreativen. Der Begriff „Kreativwirtschaft“ meint aber oft genau das.

Die Positionen sind so unterschiedlich wie nur selten: viele Büros verlassen sich erst gar nicht auf die Politik und bewegen sich frei am Markt. Andere lobbyieren und versuchen in den Institutionen für bessere Bedingungen zu kämpfen. Manche Büros agieren sehr lokal, andere fast nur international. Manche arbeiten sehr individuell, andere mit Handwerkern, Konzernen, Anwälten, Konsumenten, öffentlichen Einrichtungen. Was sie machen, kann sich an jeden richten. Und ist deshalb so schwer zu fassen, zu fördern.

Die Schwierigkeiten liegen an den Schnittstellen zwischen größeren Unternehmen und den Kreativen, die nicht die Infrastruktur und die PS haben, wie eine Industrie zu agieren. Der holländische Politikwissenschaftler Jost Smiers meint in seinem Buch „No Copyright“ sogar, dass das Copyright in diesem Bereich viel verhindert, weil es eines erschwert, was bei Kreativen besonders wichtig ist: auf den Ideen anderer aufzubauen. Was fehlt also?

Bild(er) © Slava Filippov
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