Ein Gastkommentar von Dietmar Steiner, Direktor des im MQ angesiedelten Architekturzentrum Wien.
Das Museumsquartier hat einen strukturellen Mangel, den Aussenstehende nicht verstehen:
Die MQ wurde ursprünglich als Hausverwaltung gegründet, um durch die Verwertung der kommerziellen Flächen die Betriebskosten der kulturellen Nutzer zu senken. Das Gegenteil dessen wird praktiziert. Die MQ agiert selbst als "kultureller Nutzer" und lässt sich diese Aktivitäten von den "Kulturmietern" bezahlen, ohne dass diese einen Einfluss darauf oder auch nur ein Mitspracherecht dafür hätten.
Beispiel: Ein Developer entwickelt ein Fachmarkt-Zentrum für Möbel. Ikea, Leiner, Lutz errichten dort ihre Gebäude. Dann errichtet der Developer seinen eigenen Möbelmarkt, finanziert diesen aus den Mieten der anderen. Dann untersagt er allen anderen Mitbewerben jede Eigenwerbung, und bewirbt nur sich und sein Angebot, und unterbietet alle anderen. – Wie würden seine Mieter darauf reagieren???
Deshalb hat die MQ den Kunstinstitutionen am Areal von Anfang an und bis heute den "Krieg" erklärt. Jede Aktivität der Kunstinstitutionen im Außenraum des MQ ist mit enormen bürokratischen Hürden und absurden Kosten verbunden. Entsprechende Außenankündigungen der Programme sind weitgehend untersagt.
Dafür hat die MQ einen enormen Kontrollapparat aufgebaut – lt. MQ-Homepage hat sie derzeit 42 Mitarbeiterinnen (!) – den sie sich von den Kunstinstitutionen finanzieren lässt.
Wir wünschen uns deshalb eine komplette Neudefition der Aufgaben von MQ, verbunden mit einer Reorganisation, die ihre wirklichen Aufgaben des Facility Managements festlegt. Wir wünschen uns ein MQ, das sich nicht als Gegner und Mitbewerber, sondern als Dienstleister der eigentlichen Nutzer versteht.
Wir wünschen uns eine MQ-Chefin, welche die Aktivitäten der Nutzer koordiniert und unterstützt.
Eine MQ-Chefin, die mit und nicht gegen die Interessen der Nutzer arbeitet.
Eine MQ-Chefin, die ohne Anwälte mit den Nutzern kommuniziert.
Eine MQ-Chefin, die nicht wie seit 10 Jahren die falschen Berechnungen der Betriebskosten bis zum Höchstgericht und zurück ausjudiziert, sondern einen sachlichen Ausgleich mit den Nutzern sucht.
Eine MQ-Chefin, die nicht darunter leidet, kein "Museumsdirektor" über allen anderen zu sein, sondern eine von allen respektierte "Mitwirkende" am Gesamtprojekt MQ sein will.
Eine MQ-Chefin, die das Quartier als Raum der Kunst und der Öffentlichkeit als "gemeinsames Anliegen" aller sieht.
PS: Entgegen der vom bisherigen MQ-Chef immer wieder verbreiteten Auskunft, dass er einen wilden Zirkus von bösartigen und verfeindeten Kulturdirektoren zu bändigen hat, herrscht bis heute wider Erwarten von Anfang an eine produktive und sachlichen Gesprächskultur zwischen allen kulturellen Nutzern. Wir hatten 10 Jahre lang nie ein Problem im Miteinander, sondern immer nur völlig überflüssigerweise mit den obskuren Machtansprüchen und der Kriegserklärung durch die Leitung des MQ.