Mit Liebe und Aufdeckergeist hat Fritz Jergitsch österreichische Satire ins Internet geholt. Zur Bucherscheinung Ende November haben wir den Chefredakteur interviewt.
Noch immer verläuft sich hin und wieder ein verwirrter Leser ins Tagespresse-Forum, um sich über den reißerischen Aufdecker-Journalismus zu echauffieren. Dabei möchte Fritz Jergitsch den Menschen doch einfach nur ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und das schafft er auch ziemlich oft: im Mai 2013 gründete er das erste österreichische Online-Satiremagazin und hat seither wie ein Wirbelwind die österreichsiche Internetlandschaft und unsere Timelines erobert.
Ein guter Tagespresse-Artikel hat schon mal vier- bis fünftausend Likes auf Faceook und wird bis zu 2.000 Mal geteilt. Bei solchen Zahlen können sich andere österreichische Medien alle 10 Finger ablecken. Kein Wunder, dass die Reichweite der Seite wöchentlich steigt und mittlerweile über 117.000 Facebook-Fans hat. Und weil er das so gut kann, haben wir Fritz Jergitsch auch schon einmal zu Online-Journalismus interviewt.
Dass "Die Tagespresse" die Menschen zum Lachen bringt, hat auch der Residenz-Verlag gemerkt und bringt nun ein Buch mit den besten Meldungen des letzten Jahres heraus. Zu jeder Meldung gibt es einen Kommentar der Redaktion, die Anzahl der Leser, Likes und Tweets sowie ein paar Leserstimmen. Anlässlich der Bucherscheinung haben wir mit Herausgeber und Chefredakteur Fritz Jergitsch über seine Opfer, Reaktionen, und darüber, dass er Kohle braucht, gesprochen.
Seit Mai 2013 beglückst du uns mit satirischen Artikeln auf dietagespresse.com. Wie kam die Idee zur Tagespresse? Hattest du schon immer ein Talent dafür, die Realität ins Komische abzuändern?
Ich war immer ein Fan von The Onion oder dem deutschen Postillon und fand es sehr schade, dass es in Österreich nichts Vergleichbares gab. Daher setzte ich mich eines Tages selbst hin und begann zu schreiben – anfangs ohne die Absicht, die Texte jemals zu veröffentlichen. Aber ich merkte, dass ich Spaß am Schreiben habe. So richtete ich den Blog ein. Satirische Vorerfahrung hatte ich zu dem Zeitpunkt keine.
Seit Juli 2014 hast du auch Hilfe von zwei weiteren Schreiberlingen. Wie kam es dazu?
Um mehr Artikel veröffentlichen zu können hielt ich schon längere Zeit Ausschau nach Mitautoren. Und so kontaktierte ich sie ganz einfach per Email und fragte, ob sie mitmachen wollen.
Verdienst du Geld mit der Tagespresse? Was machst du hauptberuflich?
Mittlerweile schon. Neben der Tagespresse schreibe ich auch gelegentlich für andere Medien als Freier Autor.
Wie hast du sonst vom Erfolg der Tagespresse profitiert?
Dank der Tagespresse bekomme ich regelmäßig Angebote für Schreibtätigkeiten. Davon kann ich – zusammen mit den Werbeeinnahmen der Tagespresse – mittlerweile leben.
Bekommst du manchmal Fanpost?
Ja, sehr oft schicken mir Leserinnen und Leser auch eigene Ideen. Obwohl ich nur wenige Ideen für die Tagespresse verwende, freut es mich dennoch zu sehen, dass die Tagespresse andere Menschen zum Schreiben animiert.
Wie häufig versuchst du einen neuen Artikel zu posten?
Das Ziel sind fünf Artikel pro Woche. Allerdings zählt für mich Qualität vor Quantität. Also solange ich nicht fünf gute Artikel pro Woche zustande bringe, werden es weniger sein.
Nimmt das nicht irsinnig viel Zeit in Anspruch? Abschalten ist doch auch wichtig.
Nein. Die Tagespresse benötigt in etwa so viel Zeit wie ein Teilzeitjob. Da ich selbstständig bin, kann ich abschalten wann ich will und auch einmal an einem Dienstag auf die Donauinsel Radfahren gehen.
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