Was passiert, wenn man psychedelische und phatastische Kunst durch Googles Deep Dream Maschine jagt? Es gab nur einen Weg, das heraus zu finden.
Gustav Klimt "Tod und Leben", 1915, Leopold Museum
Kurz nach Ausbruch des ersten Weltkriegs malt Klimt dieses Gemälde. Da wo vorher keine Ornamente waren, hilft Googles Traummaschine nach. Der Kreislauf von Tod und Leben setzt sich auch im Traum fort. Link zum Original
Rudolf Hausner "Adam bezüglich", 1969
Hausner war einer der wichtigsten Vertreter des Phantastischen Realismus. "Typisch ist Feinmalerei in einem psychologisierendem Stil, der auch surrealistische Elemente aufnahm", meint Wikipedia dazu. Der Deep Dreamer hat das offenbar verstanden. Link zum Original
Ernst Fuchs "Die Transfiguration des Wiederauferstandenen"
Ernst Fuchs gilt ebenfalls als einer der Gründer des Phantastischen Realismus. Seine kreative Arbeit beschränkte sich nicht auf die Malerei – bekannt ist die Fuchs-Villa am Stadtrand Wien und sogar Musik nahm er auf. Dass immer wieder religiöse und mythologische Themen bei ihm behandelt werden, hat auch Googles Algorithmus verstanden. Link zum Original
Egon Schiele "Selbstportät mit Lampionfrüchten", 1912, Leopold Museum
Je nachdem wie man Googles Deep Dream bettet, werden Bilder mehr oder weniger verfremdet. Link zum Original
Maria Lassnig "Du oder ich", 2005
"Das gesamte Schaffen Maria Lassnigs stellt eine tief schürfende Analyse der menschlichen Psyche dar", ist beim Kunsthaus Graz über die 2014 verstorbene Künstlerin zu lesen. Der Google-Algorithmus lässt sich auch so einstellen, dass er auf unterschiedliche Muster reagiert und diese verstärkt. Link zum Original
Francisco de Goya "Mönch spricht zu einer Greisin", 1824-25, 2005 im KHM Wien
Ja, diese Maschine hat verstanden, worum es in Goyas Bilder oft geht. Angst, Alpträume und menschliche Abgründe. Link zum Original
Pieter Breughel "Turmbau zu Babel", 1563, KHM Wien
Hier wird der Turmbau zu Babel zu dem irren Event, der er ja eigentlich war. Link zum Original
Elke Krystufek "Fill in the empty spaces", 2002
2009 bespielte sie den Österreich-Pavillon auf der Biennale in Venedig. Thema war Murnaus Film "Tabu". Dieses Thema wird auch durch die Traummaschine offen gelegt. Link zum Original
09 Bosch
Hiernymus Bosch. Nur deeper. Link zum Original
Oskar Kokoschka "Das rote Ei", 1940-41,
Das Bild zeigt im Original Mussolini, Hitler sowie allegorische Darstellungen von Frankreich und Großbritannien. Am Tisch wird ein Brathuhn zerteilt, das die Tschechoslowakei darstellen soll. Bad Trip. Link zum Original
Friedensreich Hundertwasser "Irinaland über dem Balkan", 1971, Galerie am Stubentor
Hundertwasser ist offenbar selbst dem Google-Algorithmus zu psychedelisch. Das Original sieht sehr ähnlich aus. Link zum Original
Arik Brauer "Der letzte Hahnenschrei", 1976
Noch einmal Phantastischer Realismus. Kennzeichnend für Arik Brauer wären "die farbenfrohen Flächen, die detaillierte Kleinarbeit und die Einbindung aktueller politischer Ereignisse in Bilder mit traum- und märchenhafter Atmosphäre." True. Link zum Original
Edvard Munch "Der Schrei", 1893, (ab 25. September in der Albertina)
Was soll man diesem Bild noch hinzufügen? Es gilt als Meisterwerk, wurde millionenfach abgebildet, aufgegriffen und variiert. Im Herbst ist es in Österreich zu sehen. Link zum Original
August Walla "Zwei Engel", 1986, Museum Gugging
August Wall ist der vermutlich bekannteste Vertreter der Künstlerkommune in Gugging, die 1981 gegründet wurde und sowohl als Zentrum für Kunst- wie auch Psychotherapie fungiert. Link zum Original
Arcimboldo "Sommer", 1563, KHM Wien
Was passiert, wenn man Maschinen wirklich lange träumen lässt, sieht man hier. Vom Original bleibt wenig übrig. Das Gemüse in Arcimboldos Sommer hat sich vollständig in Hundeschnauzen und Augen verwandelt. Link zum Original
Als der Guardian vor einigen Wochen darüber berichtete, dass auch Androiden träumen, war das Netz ganz aus dem Oberstübchen. Dr. Google hatte seinen Algorithmen beigebracht in Bildern verschiedene Objekte zu erkennen, Gebäude, Tiere, Gesichter. Wenn man nun diese Merkmale verstärkt, kommen dabei Bilder heraus, die wohl auch Psychoanalytiker an ihre Grenzen bringen. In dieser Sphäre regieren Hundeschnauzen und Pfauenaugen, Angela Merkels Profil wird auf schmeichel- und streichelhafteste Weise mit Hundepelz ausgestattet.
Der Quellcode wurde der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Anwendung war wohl doch nicht so leicht. Viele Seiten versprechen zwar, dass man eigene Bilder hochladen kann, die Maschinen brauchen aber offenbar ihre Zeit und viel Rechenpower, um zu träumen. Man wird durch Warteschleifen geschickt oder mit Beta-Programmen vertröstet.
Traummaschinerie
Dr. Googles Träume kursieren gerade auf allen möglichen Seins-Ebenen des Netzes, sogar in die Sphäre der Popmusik haben sie es schon geschafft, und bilden in Gerards Video zu "Höhe fallen" hoffentlich nicht Gerards eigenes Seelenleben ab. Woanders fragt man sich in der Zwischenzeit ob das überhaupt Kunst sein kann. Dazu können weder wir noch Dr. Freud hier eine fundierte Prognose abgeben.
Stattdessen wollten wir tiefer vordringen und haben Kunst durch die Traummaschine geschickt, die ohnehin schon viel der menschlichen Psyche offenlegt. Nämlich Phantastischen Realismus, Expressionismus, Jugendstil aus Österreich und einige Bilder, die dauerhaft in Österreich ausgestellt sind. Was dabei herauskam ist mit der einfachen Sprache des menschlichen Gattung wohl kaum zu erfassen. Wie deep man sich die Klippen von Googles Traumlandschaften hinabstürzen möchte, muss jeder, je nach psychischem Stabilitätsgrad selbst entscheiden.
Wir schicken gern noch andere Kunst auf Traumreise durch Googles Deep Dream. Bitte kommentieren oder via @the_gap antwittern. Wir bitten um ein wenig Geduld, das Elektronenhirn braucht seine Zeit um zu träumen.