„Ich glaub ich hab Twitter in den letzten Tagen zum ersten Mal wirklich nützlich gefunden“, sagt einer der Helfer am Wiener Hauptbahnhof. Mehr als drei Millionen Menschen erreichte der Hashtag #trainofhope alleine gestern. Wenn Twitter zur Austauschplattform für Helfer wird…
Die Freiwilligen, die sich am Hauptbahnhof engagieren, organisierten sich ohne professionelle Unterstützung von Hilfsorganisationen – Twitter war dabei einer der Hauptkommunikationskanäle, wenn es um die Übernahme von Schichten oder den Aufruf zu Spenden ging. Die Seite refugees.at fast seit Anfang an Informationen zu Spendenaufrufen an den Bahnhöfen in Wien, München, Salzburg, Linz und zuletzt auch Nickelsdorf – durch Twitterfeeds.
Während man in Österreich zum Teil das Gefühl hat, Twitter ist ein Ort für Journalisten, Politiker und anderen Menschen, die zu viel Zeit haben, hat sich hier ein Netzwerk entwickelt, dass Hilfe schnell und direkt ermöglicht. Durch das Teilen von Beiträgen, die Zuordnung und einfache Suche durch Hashtags und das große mediale Interesse blieben Hilfegesuche nicht lange unbeantwortet und die Menschen auf den Bahnhöfen konnten sich organisieren.
Sinnvolle Hashtags
Allein von vorgestern auf gestern wurden mit dem Hashtag #trainofhope, der nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa für aktuelle Informationen zur Flucht von tausenden Menschen nach Österreich und Deutschland genutzt wird, über drei Millionen Menschen erreicht – am Wochenende werden es vermutlich noch viele mehr gewesen sein. #trainofhope war in den vergangenen Tagen immer wieder Trending Topic in Österreich und Deutschland, aber auch #hbfvie erreichte von vorgestern auf gestern mehr als 300.000 Menschen. (Zahlen via keyhole.co)
Während in Wien zunächst von verschiedenen Accounts mit dem Hashtag #hbfvie getwittert wurde, erstellten die „Social Media Helfer“ in kurzer Zeit einen eigenen Account, auf dem man direkt mitverfolgen kann, was gerade gebraucht wird. Hilfe 2.0 könnte man das wohl nennen. Wer glaubt, dass Menschen, die Social Media Kanäle bespielen, in Extremsituationen nicht nötig sind, hat sich gewaltig getäuscht. Das zeigte sich schon in der Vergangenheit, beispielsweise beim Erdbeben in Haiti und nun erneut.
Die Spendenlager am Hauptbahnhof haben sich nicht zuletzt durch gezielte Spendenaufrufe via Twitter und Facebook mit den gesuchten Dingen gefüllt, die Organisation von verschiedenen Schichten hat unter anderem auch durch Twitter dermaßen gut funktionert. Kaum ein anderer Kommunikationskanal schafft es, Menschen, die sich zunächst kaum gekannt haben, zu vernetzen. Aber nicht nur für Spendenaufrufe war das Medium ein Sprachrohr, auch die Kommunikation zwischen den einzelnen Flüchtlingsstationen wurde ermöglicht. So twitterten Journalisten vom Flüchtlingszug nach Bicske und von den Bedingungen in Budapest, die ÖBB informierte über aktuelle Züge und die Situation rund um den Transport und auch verlorene Familienmitglieder konnten via Twitter und Facebook zum Teil wiedergefunden werden.
Hilfe hat wohl selten so gut und unkompliziert funktioniert, dank der vielen Freiwilligen, aber auch mithilfe sozialer Vernetzung.
Wer sich über aktuelle Spendenaufrufe informieren möchte, kann dies via refugees.at oder den Hashtags #trainofhope #westbahnhof #hbfvie und dem Account @hbf_vie.