Für viele wird er wohl immer Dr. John Dorian aus der TV-Serie »Scrubs« bleiben, dabei hat er mit »Garden State« und nun mit dem von der Crowd kofinanzierten neuen Film »Wish I Was Here« längst einen zweiten Karriereabschnitt angerissen. Zach Braff über Gott und den sich drehenden Felsen, den wir Welt nennen.
Im Foyer eines Hotels auf der Wiener Ringstraße warten 20 Journalisten. Zach Braff ist in der Stadt, um seinen neuen Film vorzustellen. Die Verspätung seines Flugs hat den geplanten Ablauf auf den Kopf gestellt – die Zeit für Einzelinterviews halbiert sich, Round Tables werden kurzerhand zusammengelegt. In seiner Suite ist Braff trotz Reisestrapazen und hektischem Treiben im Hintergrund bemüht, ein guter Gesprächspartner zu sein. Seine Antworten sind überlegt und wortreich – es ist zu merken: »Wish I Was Here«, der Film, den er zu bewerben gekommen ist, ist ihm wichtig. Kein Wunder, es ist nach dem erfolgreichen und durchaus charmanten »Garden State« das zweite große Filmprojekt, das er als Drehbuchautor (gemeinsam mit seinem Bruder Adam), Regisseur und natürlich Schauspieler verantwortet.
Dass ihm die Geschichte um Aidan Bloom, der durch die Erkrankung seines Vaters aus einem ohnehin nicht perfekten Familienalltag gerissen wird, sich mit existenziellen Fragen konfrontiert sieht und beginnt, seine Kinder selbst zu unterrichten, am Herzen liegt, ist auch mit ein Grund dafür, dass das Projekt über die üblichen Wege nicht zu finanzieren war. Auf Einmischung hinsichtlich des Drehbuchs, der Drehorte, der Besetzung oder des Final Cuts hatte Braff einfach keine Lust. Also Crowdfunding. Für einen Star seines Kalibers eine Sache von drei Tagen, das Ziel von zwei Millionen US-Dollar zu erreichen. Und so kam der Film natürlich doch noch zustande – in jener Form, die seine Kickstarter-Finanziers wohl auch erwartet hatten: als emotionales Unterhaltungskino, als immer wieder todernste (jüdische) Familienkomödie mit sehr viel Zach Braff drinnen.
Ich habe einige Zeit überlegt, mit welcher Frage ich dieses Interview beginnen soll. Wie wäre es damit: Glaubst du an Gott?
Wow, du gehst ja gleich mal aufs Ganze … Als ich ein Kind war, wurde uns im jüdischen Glauben beigebracht, dass Gott am Feiertag Jom Kippur entscheidet, in welches Buch man eingehen wird – im Wesentlichen: in das gute Buch oder das schlechte. Daran glaube ich nicht. Ich bin aber offen für Spiritualität, für die Idee einer spirituellen Kraft. Dass da irgendetwas im Universum ist, das nicht direkt uns menschliche Wesen, aber die Atome und Sachen wie die Erdanziehung kontrolliert. Ich mag dieses Konzept und bin offen für das Wissenschaftliche daran. Aber ich glaube nicht, dass da ein bärtiger Mann im Himmel herumsitzt und ein Urteil darüber fällt, ob man gut oder böse ist.
Ist eine solche Spiritualität nicht immer mit der Angst vor dem Tod verbunden?
Klar! Ich glaube, das ist das fundamentale menschliche Dilemma: Irgendwie zu verstehen, dass wir uns auf diesem sich drehenden Felsen mitten in der Unendlichkeit befinden. So hat man sich über Tausende von Jahren Geschichten ausgedacht, die dem Menschen helfen sollten, einen Sinn in all dem zu finden. Jeder von uns hat Angst vor dem Sterben und versucht sich Trost zu verschaffen, weil man im glücklichsten Fall vielleicht 90 Jahre zu leben hat.
Der Tod ist auch eines der Themen in deinem neuen Film. Dein Hauptcharakter wird mit der Sterblichkeit seines Vaters konfrontiert …
Ja, er wird geradezu verfolgt vom Tod.
… und er beginnt sich wieder mit Spiritualität auseinanderzusetzen.
Er ist nicht nur mit der Sterblichkeit seines Vaters konfrontiert, sondern auch mit diesen kleinen Gesichtern, die zu ihm aufschauen und fragen, »Wird Großvater wirklich sterben? Werden wir ihn im Garten begraben?«. Er versucht, der Sache mit Humor zu begegnen, aber er merkt, als er seine Kinder zu Hause zu unterrichten beginnt, dass er ihnen sicherlich nichts über Geometrie wird beibringen können. Was aber kann er ihnen beibringen? Im Wesentlichen etwas darüber, große Fragen über Spiritualität zu stellen.
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