Wer knüpft das Netz der Zukunft? Und für wen?

A1 will mit „Internet für Alle“ die letzten Offliner abholen. Österreich will vielleicht ein Glasfasernetz. Man macht sich also immer noch Gedanken darüber, wie viel Internet wir haben wollen.

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2,2 Milliarden Euro braucht die verschuldete Hypo Alpe-Adria-Bank noch mal schnell vom Staat – und bekommt sie. Für fünf Milliarden Euro könnte Österreich ein flächendeckendes Glasfasernetz bauen – also superschnelles Internet bis zum hintersten Hinterhof. Bei den Wirtschaftsgesprächen in Alpbach im Arbeitskreis „Kommunikationsinfrastrukturen – Investitionen in einen effektiven Sozialstaat“ wurde diskutiert was das bringen würde und wer das finanzieren soll.

Die Internetanbieter scheuen vor der großen Investition, weil Internet in Österreich zu billig ist – sie gehen davon aus, dass die Rechnung noch nicht aufginge. Klaus Friesenbichler, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim WIFO, sieht hier sowieso eine Aufgabe des Staates, “weil es eine Nachfrage gibt, aber niemand entsprechend zahlt.”

Die aktuelle Situation macht die weitere Verbesserung der Infrastruktur jedenfalls zu einer komplizierten Sache. Alfred Ruzicka, Abteilungsleiter im Verkehrs- und Technologieministerium: “100mb/s sind das Ziel. Es stehen jedoch verschiedene Technologien in Konkurrenz zueinander, beispielsweise LTE und Festnetz. Auch Glasfaser ist nicht fix, denn auch beim Kupferkabel existiert eine evolutionäre Entwicklung – die Forschung steht hier immerhin bei 400mb/s.” Die Förderprogramme des Ministeriums sind entsprechend nicht an eine bestimmte Technologie gebunden. Es geht also in vielen Richtungen in kleinen Schritten weiter, nicht mit großen Schritten in eine Richtung. Auch weil das Netz rein privat ist.

Friesenbichler vom WIFO: “Die Verstaatlichten hatten Probleme, durch die Liberalisierung wurde es billiger. Auf der anderen Seite wird dadurch eben die Infrastruktur doppelt gebaut.”

Und warum gibt es der Staat nicht einfach her und baut dieses Glasfasernetz? Ruzika: “Die Politik hat nach wie vor die Bedeutung des Internets nicht erkannt.” So sieht es auch Rudolf Strohmeier, Generaldirektor für Forschung und Innovation der Europäischen Kommission: “Schauen sie sich die Altersstruktur von Parlamenten an, da werden sie mit manchen Punkten einfach nicht durchkommen. Das ist ein Problem bei allen neuen Technologien, da fehlt das Verständnis.”


Hilft A1?

Im Eröffnungsplenum der Wirtschaftsgespräche wurde von A1 Chef Hannes Ametsreiter ein Bekenntnis zur Wissensgesellschaft gefordert. Das Nervengeflecht einer solchen Wissensgesellschaft ist das Internet. Der Mobilfunker ruft daher nicht ganz uneigennützig zum “Internet für Alle” auf. Gemeint ist damit jedoch nicht die Infrastruktur, sondern der Versuch, die letzten Offliner zu erreichen – laut A1 nutzen noch immer 20 Prozent der Menschen in Österreich das Internet nicht. Um diese Leute zu erreichen hat A1 je einen Campus in Wien und in Klagenfurt eröffnet und außerdem touren sie mit einem “Internet für Alle” – Mobil durch das Land. Es werden über 30 Kurse für alle Altersgruppen angeboten, von “Lesen mit der Computermaus” bis hin zu “Amtswege online erledigen”. Das Unternehmen entwickelt mit sozialen Einrichtungen passende Schulungsprogramme und stellt Hard- und Software zur Verfügung. Ziel ist es, den Menschen Medienkompetenz gleich mitzuliefern. Das A1 auf diesem Weg nebenbei Schüler und mögliche Neukunden erreicht, ist für den Telefunker ein angenehmer Nebeneffekt.

Sind erst einmal die Offliner verschwunden, wächst vielleicht auch in der Politik das Verständnis und das Engagement für ein schnelleres Internet – als Investition in die Wissensgesellschaft.

Anmerkung: Reise, Aufenthalt und Teilnahme an den Wirtschaftsgesprächen erfolgte auf Einladung von A1.

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